Kastration von Hund und Katze
Umgangssprachlich wird bei Männchen von «Kastration» und bei Weibchen meistens von «Sterilisation» gesprochen. Dies ist nicht korrekt, in Wahrheit handelt es sich bei beiden Eingriffen um eine Kastration. Unter Kastration versteht man die chirurgische Entfernung der Keimdrüsen, also der Hoden resp. der Eierstöcke. Damit werden auch die Produktion der Sexualhormone und somit der Sexualzyklus und das Sexualverhalten unterbunden.
Text: Dr. med. vet. Danya Wiederkehr Titelbild: chendongshan/stock.adobe.com
Der Eingriff wird immer unter Vollnarkose gemacht. Beim Weibchen wird häufig die Gebärmutter oder ein Teil davon mitentfernt (Ovariohysterektomie), um Tumoren oder Entzündungen zu verhindern. Bei einer Sterilisation bleiben die Keimdrüsen erhalten und nur die Samen- resp. Eileiter werden unterbrochen. Sexualhormone werden weiterhin produziert, womit auch das Sexualverhalten und der Sexualzyklus vorhanden bleiben. Das Sterilisieren ist ebenfalls ein chirurgischer Eingriff und benötigt eine Vollnarkose. Eine Kastration ist permanent.
Warum werden Hunde und Katzen kastriert?
Kastration wird bei Tieren zur Geburtenkontrolle eingesetzt. Zusätzlich will man bei männlichen Tieren das Sexualverhalten (Revierkämpfe der Kater, Aufsitzen der Rüden) und bei Weibchen die Brunstanzeichen – beispielsweise die Läufigkeit der Hündin respektive die Rolligkeit der Katze – unterbinden. Eine Kastration kann Mensch und Tier das Leben erleichtern. Eine Sterilisation wird zwar auf Wunsch des Besitzers durchgeführt, ergibt aber wenig Sinn. Bei Haustieren, die nicht zur Zucht eingesetzt werden, ist eine Kastration zu empfehlen. Heutzutage handelt es sich dabei um eine Routineoperation, dennoch braucht es eine Vollnarkose und auch eine genaue Untersuchung seitens des Tierarztes. Das Narkose- und Operationsrisiko bei gesunden Tieren ist aber generell gering. Beim Weibchen dauert der Eingriff länger und dabei wird die Bauchhöhle eröffnet, daher ist das Risiko etwas grösser als beim Entfernen der Hoden, welche ausserhalb der Bauchhöhle liegen.
Alternativ kann eine medikamentöse Zykluskontrolle des Weibchens oder sexuelle Ruhigstellung des Männchens vorgenommen werden. Diese muss regelmässig wiederholt werden, ist aber reversibel. Bei Tieren, mit denen gezüchtet werden will, ist dies eine Methode, den Zeitpunkt der Vermehrung zu bestimmen.
Wann soll kastriert werden?
Eine generelle Empfehlung gibt es nicht. Jeder Zeitpunkt birgt seine Vor- und Nachteile. Man unterscheidet beim weiblichen Tier zwischen Frühkastration vor der ersten Läufigkeit/Rolligkeit/Brunst und Spätkastration nach der ersten Läufigkeit/Rolligkeit/Brunst. Hunde und Katzen kann man ab dem Alter von ca. sechs Monaten kastrieren.
Vorteile und Risiken einer Kastration der Hündin
Die Kastration der Hündin hat den Effekt, dass keine Läufigkeit und somit keine Attraktivität für die Rüden mehr besteht. Das Tier kann nicht mehr trächtig werden und aufgrund der fehlenden Hormone auch nicht mehr scheinträchtig. Wenn zusätzlich auch die Gebärmutter entfernt wurde, können auch Krankheiten wie Gebärmutterentzündung und -tumoren vermieden werden. Die Beeinflussung des Wesens ist minimalst und hängt vom Zeitpunkt der Kastration ab. Häufig sind früh kastrierte Tiere umgänglicher mit Artgenossen und verspielter.
Bei der Hündin unterscheidet man zwischen Früh- und Spätkastration. Wobei eine Frühkastration mit ca. sechs Monaten, sicher aber vor der ersten Läufigkeit durchgeführt wird. Spätkastration nennt man einen Eingriff nach der ersten Läufigkeit oder später. Ein wesentlicher Vorteil der Frühkastration ist, dass die Wahrscheinlichkeit für Tumoren des Gesäuges (Mammatumoren) stark vermindert wird. Ein geringeres Risiko als bei Unkastrierten besteht auch bei einer Spätkastration vor der zweiten Läufigkeit. Eine Kastration zu einem späteren Zeitpunkt hat keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung dieser Tumoren.
Die Kastration hat aber auch einige Nachteile. Eine Inkontinenz kommt vor allem bei Hunden grosser Rassen vor. Dabei träufelt der Harn vorwiegend nachts und hinterlässt Flecken auf dem Liegeplatz. Dies kann aber gut medikamentös behandelt werden.
Einige Rassen (Dackel, Spaniel, Setter) tendieren nach der Kastration zur Entwicklung eines «Welpenfells». Aufgrund der Vermehrung der Unterwolle im Verhältnis zum Deckhaar sieht das Fell ähnlich aus wie bei einem Welpen. Durch den gesunkenen Grundumsatz (Energiebedarf) tendieren kastrierte Tiere eher zur Fettleibigkeit, was aber mit Anpassung des Futters und der Bewegung gut regulierbar ist. Selten kommt es vor, dass eine Hündin, die zu einem späten Zeitpunkt kastriert wird, ein erhöhtes Aggressionspotenzial zeigt.
Vergleich einer Früh- und Spätkastration bei Hündinnen
Vorteile und Risiken einer Kastration des Rüden
Die Liste der Vor- und Nachteile bei Rüden ist etwas geringer. Hauptvorteil ist eine lebenslange Ausschaltung des Sexualverhaltens und die Unfähigkeit der Befruchtung. Früh kastrierte Rüden tendieren zu einem freundlicheren Wesen. Es kommt aber vor, dass sie häufig von männlichen Artgenossen bestiegen werden und deshalb gesteigerte Aggressivität zeigen. Die Hoden liegen ausserhalb der Körperhöhle, daher ist diese Operation relativ risikolos und schnell. Ein Spezialfall ist die Kastration bei einer Lageanomalie des Hodens wie z. B. ein Leistenhoden oder ein Kryptorchismus (Hoden in Bauchhöhle). Hier muss die Bauchhöhle eröffnet werden. Lageanomalien sollten aber unbedingt kastriert werden, da ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs besteht.
In den letzten Jahren ist es aufgekommen, wenn auch selten, anstelle der Hoden Implantate einzusetzen. Ein fragwürdiges, rein kosmetisches Verfahren. Nicht sinnvoll und risikoreich. Die Implantate sind Fremdkörper und können zu Entzündungen, Irritationen und Schmerzen führen.
Vorteile einer Kastration bei Katzen und Kater
Die Vorteile der Kastration von Katzen überwiegen stark gegenüber den Nachteilen. Kastriert wird in der Regel mit ca. sechs Monaten, vor der Geschlechtsreife.
Vorteile:
- Keine Trächtigkeit
- Keine Rolligkeitssymptome
- Vermindertes Risiko für Gebärmutterzysten, Gebärmutterentzündungen oder Gesäugetumoren
- Deutliche Verringerung des Markierungsverhaltens
- Geringeres Herumstreunen
- Geringere Aggressivität
- Weniger Revierkämpfe
- Keine Paarungsbisse
Durch die Verminderung von Streunen, Revierkämpfen und Paarungsbissen sinkt auch das Risiko für Verkehrsunfälle oder Erkrankungen im Zusammenhang mit Verletzungen wie Eiterbeulen oder Blutvergiftungen. Auch die Wahrscheinlichkeit, an Katzenleukämie oder FIV – auch «Katzenaids» genannt – zu erkranken, sinkt.
Das Operationsrisiko ist bei gesunden Katzen gering. Wie bei den Hunden besteht eine Tendenz, Gewicht zuzulegen, aber auch hier können genug Bewegung und kontrollierte Futterabgabe helfen.
Medikamentöse Zyklusunterdrückung/sexuelle Ruhigstellung
Eine Alternative ist die chemische Zykluskontrolle von Weibchen. Sie ist reversibel, also umkehrbar, und daher gut einsetzbar zur vorübergehenden Kontrolle bei der Zucht.
Man setzt sogenannte Prostagene ein, hormonartige Medikamente, die eine Trächtigkeit simulieren. Diese stimulieren die Gebärmutterdrüsen und es kommt daher häufig zur Anfüllung der Gebärmutter mit Schleim (Mucometra), welcher sich selten auch infizieren kann (Pyometra). Andere Nebenwirkungen sind ein erhöhtes Risiko für Zuckerkrankheit, Mammatumoren und Wachstum der Weichteile im Rachen.
Beim Rüden ist die sexuelle Ruhigstellung meistens unbefriedigend und auch hier besteht ein Risiko für Zuckerkrankheit und Bildung von Mammatumoren.