Impfen von Haustieren – Fluch oder Segen?
Bereits 1796 entwickelte der Landarzt Edward Jenner die erste Impfung. Er machte die Beobachtung, dass Menschen, welche zuvor einen Bläschenausschlag durch Kuhpocken hatten, nicht an den gefährlichen Pocken erkrankten. Diese Beobachtung machte er sich zu Nutzen und entwickelte die erste Impfung (Vakzination nach «vacca» = Kuh) gegen Pocken. Mittels dieser Entdeckung war es möglich, Impfstoffe gegen oftmals tödlich verlaufende Krankheiten zu entwickeln und sich effizient zu schützen – viele Krankheiten wurden dadurch sogar fast ausgerottet!
Text: Dr. Med. vet. Luzia Klauser
Jeden Tag ist unser Körper mit verschiedenen, meist harmlosen Krankheitserregern konfrontiert, dies gilt auch für unsere Tiere. Unsere Körper haben dabei eine Vielzahl von Abwehrmechanismen entwickelt. Unsere gesunde und unverletzte Haut bildet hier bereits eine erste grosse Barriere. Augen, Mund und Nase schützen sich durch Bildung von Sekreten, die mit ihrer schleimigen Beschaffenheit die Erreger aus dem Körper entfernen. Dringen die Erreger in den Magen ein, werden sie durch die Magensäure abgetötet. Im Blut kümmern sich die weissen Blutzellen, meist B- und T-Lymphozyten, um diese Abwehrreaktion.
Das Immunsystem besteht aus einer Vielzahl verschiedener Zellen, die alle eine bestimmte Aufgabe erfüllen und uns vor Krankheiten schützen. Dringen nun Mikroorganismen wie Viren, Bakterien oder Pilze in unsere Körper ein, beginnen die Immunzellen den Kampf gegen diese Erreger. Fresszellen nehmen die Mikroorganismen in sich auf, verkleinern sie und präsentieren die Antigene danach auf ihrer Zelloberfläche. Dies aktiviert weitere Zellen des Immunsystems. Die T-Lymphozyten können durch Ausschüttung bestimmter Substanzen infizierte Zellen abtöten. Ebenso werden B-Lymphozyten alarmiert, welche Antikörper gegen die Eindringlinge produzieren. Antikörper sind Eiweisse, die spezifisch an den Erreger binden und ihn dadurch unschädlich machen. Gleichzeitig werden die Erreger auch markiert, sodass sie von den Fresszellen erkannt und beseitigt werden können.
Regelmässige Gesundheitschecks und Impfungen fördern die Gesundheit Ihres Haustieres.
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Wie funktionieren Impfungen bei Hunden und Katzen?
Bei einer Impfung werden dem Körper abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger zugeführt, welche eine Immunreaktion im Körper auslösen und spezifische Antikörper bilden. Diese spezialisierten B-Lymphozyten besitzen eine Gedächtnisfunktion. Kommt also der Körper wieder mit dem Erreger in Kontakt, bilden diese Zellen sofort Antikörper aus und können reagieren, bevor eine Krankheit ausbricht. Durch eine Impfung ist der Körper in der Lage, sehr schnell auf diese Erreger zu reagieren. Die prompte Reaktion verhindert das Ausbrechen einer Infektion. Gerade bei sehr aggressiven und tödlich verlaufenden Krankheiten ist eine schnelle Aktivierung lebensrettend!
Impfungen können aber auch Nebenwirkungen haben. Früher wurden teils zur Haltbarkeitsmachung, teils zur Verstärkung der Immunreaktion Trägersubstanzen zugeführt, welche auch Nebenwirkungen hervorrufen konnten. In den modernen Impfstoffen wird darauf aber grösstenteils verzichtet. In der Praxis sehen wir selten Nebenwirkungen durch Impfungen, diese begrenzen sich meist auf etwas weicheren Kot, Schlappheit und Erbrechen und sind in der Regel nach einem Tag vorüber. Aus eigenen Beobachtungen neigen Französische Bulldoggen und Deutsche Pinscher etwas zur Bildung von Pusteln und Schwellungen im Gesicht und am Körper. Es können sich auch leichte Schwellungen an den Injektionsstellen bilden. Meist sind Nebenwirkungen jedoch nur leicht, klingen schnell ab und sind gut zu behandeln.
Doch welche Impfungen machen nun bei Hunden und Katzen Sinn und in welchem Abstand? Die Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA geht dieser Frage in regelmässigem Abstand nach und gibt aktuelle Impfempfehlungen in Zusammenarbeit mit führenden Infektiologen, Virologen und Labordiagnostikern ab. Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Massnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und unerwünschte Arzneimittelwirkungen werden nur in seltenen Fällen beobachtet.
Schlussendlich ist der jährliche Impftermin auch eine wichtige Gesundheitsprophylaxe! Er ermöglicht dem Tierarzt, Krankheiten früh zu erkennen. Zu jeder Impfung gehört deshalb auch immer ein gründlicher klinischer Untersuch. So können Leiden früh erkannt und behandelt werden. In der nächsten Ausgabe werden wir uns etwas genauer mit den empfohlenen Impfungen für Hunde und Katzen befassen und auch das Impfintervall und mögliche Alternativen aufzeigen.