Virale Durchfallerkrankungen beim Hund – Verlaufsformen und Heilungschancen

Virale Durchfallerkrankungen beim Hund – Verlaufsformen und Heilungschancen

Durchfallursachen bei Hunden sind vielfältig. Am häufigsten entsteht Durchfall durch Fehlernährung. Aber auch Allergien und Parasiten sowie Infektionen mit Bakterien und Viren können schuld sein.

Text: Dr. med. vet. Danya Wiederkehr   Titelbild: New Africa/stock.adobe.com

Durchfallverursachende Viren beim Hund sind Rota-, Corona­viren, das Parvo- sowie Staupevirus. Rotaviren können bei vielen Tierarten, wie auch beim Menschen, starken Durchfall verursachen. Betroffen sind vor allem Jungtiere. Beim Hund verlaufen Infektionen mit Rotaviren aber meistens mild. Das canine Coronavirus wurde 1971 entdeckt und mit Magendarmentzündungen und Durchfall assoziiert. Meistens zeigt auch diese Infektion einen milden Verlauf.

Parvovirose

Das wichtigste durchfallverursachende Virus beim Hund ist das canine Parvovirus (Typ 2). Empfänglich für die Krankheit sind Hunde aller Altersstufen, Welpen erkranken aber am schwersten.

Das Virus dringt über die Nasen- und Maulschleimhaut in den Körper ein. Es kann direkt über Belecken und Beschnuppern, aber auch indirekt über Kleider, Schuhe und Hände von Personen übertragen werden. Das Virus besitzt eine hohe Unempfindlichkeit gegenüber Umwelteinflüssen wie Hitze, Säure und Seife. Infektiöses Material ist vor allem der Kot, aber auch Erbrochenes oder Speichel kommen in Frage. Während 1–3 Wochen nach der Infektion scheiden die Tiere grosse Mengen an Viren im Kot aus. Die Viren be­fallen Zellen des Darmepithels, des Knochenmarks und des Lymphsystems, die sich schnell teilen. Nach einer Inkuba­tionszeit von 4 bis 10 Tagen treten erste Symptome wie Teilnahmslosigkeit, Fressunlust und Fieber auf. Danach kommt es zum Erbrechen. Durch die Zerstörung der Darmkryptenzellen entsteht 6 –24 Stunden nach dem Erbrechen ein unstillbarer grün-gelblicher, schleimig bis wässriger Durchfall, der manchmal Blutbeimengungen aufweist. Durch den Befall der Immunzellen entsteht zudem eine generelle Verminderung der Anzahl weisser Blutkörperchen (Panleukopenie). Diese Schwächung des Immunsystems macht die Tiere anfälliger für bakterielle Erkrankungen, was zu zusätzlichen Komplikationen führen kann.

In schwerwiegenden Fällen kommt es zur Austrocknung und zum Tod innerhalb von 1 bis 2 Tagen. Hunde, die einen Krankheitsausbruch von 4 bis 25 Tagen überleben, genesen normalerweise schnell und vollständig. Eine überstandene Krankheit führt zu einer Immunität, die lebenslang anhalten kann. Bei Welpen im Alter von unter 3 Monaten zeigt sich anstelle des Durchfalls eine Entzündung des Herzmuskels, die zu Atemproblemen, Herzarrhythmien und Lungenödemen führt. Diese Tiere sterben häufig ohne vorangegangene Krankheitssymptome.

Die Erkrankung kann lediglich symptomatisch mit Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr sowie Antibiotika gegen die zusätzlichen bakteriellen Infektionen therapiert werden. Um eine Übertragung zu verhindern, ist es wichtig, dass die Tiere für ca. 4 Wochen keinen Kontakt mit anderen Hunden haben. Auch muss dem Besitzer bewusst sein, dass er selber in der Lage ist, die Viren auf andere Hunde zu übertragen. Die Unempfindlichkeit gegenüber Umwelteinflüssen (hohe Tenazität) lässt das Virus lange in der Umgebung überleben, nur starke Desinfektionsmittel (Bleichmittel, Formalin) wirken effektiv.
Das wirkungsvollste Mittel gegen die Krankheit allerdings ist die Impfung. Welpen können im Alter von 5 bis 8 Wochen das erste Mal geimpft werden, 12 Wochen danach ist eine Wiederholung angezeigt. Wird mit 12 Wochen das erste Mal geimpft, reicht in der Regel eine einmalige Dosis aus.

Ist das Muttertier immun, werden die Welpen durch die Antikörper der Mutter geschützt. Diese werden via Plazenta und über die Biestmilch übertragen und bleiben im Körper des Neugeborenen bis zu 18 Wochen lang vorhanden. Dabei ist zu beachten, dass diese maternalen Antikörper einen Immunschutzaufbau durch eine Impfung unterbinden.

Da die Symptome einer Parvovirose unspezifisch sind, braucht es für die Diagnose einen Erregernachweis im Kot. Handelt es sich nicht um eine Parvovirose, kommen als
Ursache auch schwerwiegende Rota- oder Coronavirusinfektionen, bakterielle Infektionen oder die Darmform der Staupe (enterale Staupe) in Frage.

Gut zu wissen

Der beste Schutz vor einer Erkrankung mit Parvo- oder Staupeviren ist die frühzeitige Impfung des Welpen – diese sollte in beiden Fällen innerhalb der ersten drei Lebensmonate durchgeführt werden.

hundewelpen sollten unbedingt geimpft werden

Welpen sind durch die viralen Durchfallerkrankungen besonders gefährdet und sollten daher so früh wie möglich geimpft werden.
Foto: kim_hester/pixabay

Staupe

Das canine Staupevirus gehört zu den Morbilliviren und ist verwandt mit dem Masernvirus des Menschen. Im Gegensatz zu den Parvoviren sind sie empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen (geringe Tenazität). Es handelt sich dabei um eine fieberhafte Allgemeinerkrankung von Hunden und anderen Carnivoren. Empfänglich sind Hundeartige, Marderartige und Kleinbären. Neuerdings wird die Erkrankung aber auch bei Grosskatzen beobachtet.

Hauptinfektionsquelle sind Tiere, die infiziert, aber klinisch nicht erkrankt sind (subklinische Infektion). Die Viren werden nach einer Infektion wochenlang in allen Sekreten und Exkreten ausgeschieden. Durch Tröpfcheninfektion, zum Beispiel beim Belecken, oder über infiziertes Futter oder Wasser dringen die Viren via Schleimhaut in Nase oder Mund in den Körper ein.
Junge Hunde sind grundsätzlich empfindlicher als ältere, am häufigsten erkranken Tiere zwischen 4 und 6 Monaten.

Neben der subklinischen Infektion kennt man vier verschiedene klinische Verlaufsformen: eine Lungen-, eine Darm-, eine Hirn- und eine Hautform. Diese gehen oft ineinander über.

Bei einer akuten Erkrankung mit der Lungen- oder Darmform zeigen sich Symptome wie Fieber, Fressunlust, Abmagerung, Erbrechen und Durchfall sowie Nasen- und Augenausfluss. Mandelentzündung und Husten prägen das Bild der Lungenform. Bei fortgeschrittener Krankheit kann sich eine Bronchitis oder sogar eine Lungenentzündung ausbilden.  

Da sich die kutane Form (Hautform) durch übermässige Verhornungen an Pfoten und Nase auszeichnet, wird sie auch Hartballenkrankheit genannt.

Bei einem Befall des Gehirnes (Hirnform) werden Strukturen der Nerven geschädigt. Dadurch kommt es zu Zwangsbewegungen, Störungen der Bewegungskoordination, Krämpfen, Zittern oder epileptoiden Anfällen. Später können auch Lähmungen beobachtet werden. Teilweise sind diese Symptome aber nicht deutlich ausgeprägt.

Die Sterblichkeit in Folge einer Erkrankung ist mit bis zu 80 % hoch. Ist nach einiger Zeit ein Hautausschlag am Unterbauch sichtbar, steht die Chance, die Krankheit zu überstehen, gut. Im Falle der Hirnform dürfte aber auch bei überwundener Krankheit mit Dauerschäden zu rechnen sein. Eine überstandene Staupeerkrankung führt zu einer langandauernden Immunität.

Auch die Staupe kann nach Ausbruch lediglich symptomatisch behandelt werden. Seit der Einführung der Impfung ist das Krankheitsbild aber eher selten geworden. Um eine Ausbreitung der Staupe weiterhin zu verhindern respektive einzudämmen, sollten die Welpen spätestens mit ca. 12 –16 Wochen geimpft werden.