Immer der Nase nach – das Riechorgan der Hunde
Kalt, feucht, in der Regel schwarz und ein Meisterwerk der Natur – genau, die Hundenase ist gemeint. Denn eines haben all die Hunde gemeinsam, egal ob Lawinensuchhund, Drogenspürhund, Diabeteswarnhund oder einfach Familienhund, sie haben ein richtig gutes Näschen mit einem unglaublichen Riechvermögen.
Text: Melanie Wundersee Titelbild: pixabay
Hunde sind Nasentiere
Unsere Hunde sind im Gegensatz zu uns Menschen so genannte Makrosmatiker, das bedeutet, dass deren Nase um ein Vielfaches leistungsfähiger ist als jene von uns Zweibeinern. Wir dürfen uns neben Affen und Vögeln unter anderem zu den Mikrosmatikern zählen, die einen weniger guten Geruchssinn haben und ihre Umwelt vorwiegend mittels Augen wahrnehmen. Kein Wunder, dass unsere Hunde ihre Umwelt also überwiegend via Schnüffeln und Riechen erkunden – und die Nase somit das wichtigste Sinnesorgan für unsere Hunde darstellt. Denn die Nase der Vierbeiner ist ganz anders aufgebaut als bei uns Menschen. Sie ist ein kleines Wunderwerk der Natur. Das liegt vor allem an der grossflächigeren Riechschleimhaut, die beim Menschen lediglich 5 cm² und beim Hund je nach Grösse und Rasse bis zu 200 cm² beträgt. Ebenso an der grösseren Anzahl von Riechzellen, denn unsere Hunde haben bis zu 10-mal so viele wie wir Menschen und damit bis zu 200 Millionen Riechzellen. Ausserdem haben Hunde ein viel grösseres Riechorgan, welches etwa 10 % ihres Zentralen Nervensystems ausmacht, und verfügen über eine spezielle Atemtechnik. Unsere Hunde haben dementsprechend einen bis zu eine Million Mal besseren Geruchssinn als wir Zweibeiner.
Jeder Hund hat Spass an Schnüffelspielen
Pauschal lässt sich sagen, je länger die Hundenase, desto besser kann der Hund riechen. Deshalb werden Hunderassen zur Jagd- oder Sucharbeit eingesetzt, die normal ausgeprägte oder sogar etwas längere Nasen besitzen, wie z. B. der Bloodhound oder auch der Dackel. Das bedeutet jedoch nicht, dass kurzschnäuzige Rassen nicht gut riechen können – falsch gedacht, auch diese Hunde können immer noch bei Weitem besser schnüffeln und riechen als wir Menschen.
Jedoch kommen sie mit ihrer kurzen Nase und der folglich kleinflächigeren Riechschleimhaut und weniger Riechzellen nicht an die Riechleistung der langen Nasen heran. Aber auch kurzschnäuzigen Rassen wie dem Mops oder dem Frenchie kann Nasenarbeit sehr viel Spass machen und für genügend körperliche und geistige Auslastung sorgen.
Hunde sind Nasentiere, jeder Hund hat Freude am schnüffeln, sogar Gefühle kann ein Hund riechen
Foto: Martin Schlecht/stock.adobe.com
Die Nase als Wunderwerk der Natur
Die Luft und die darin enthaltenen Duftmoleküle werden über die Nasenlöcher eingeatmet und gelangen so zur Nasenhöhle, die mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist. Auf der Schleimhaut sitzen kleine Drüsen, welche die Atemluft erwärmen und befeuchten und auf diese Weise die Geruchsintensität verstärken. Ein Grund, weshalb die Hundenase nach aussen hin feucht-kalt erscheint. Weiter gelangen die Duftmoleküle zu den Knorpellamellen, die ebenfalls mit einer Riechschleimhaut ausgekleidet sind und der Oberflächenvergrösserung dienen. Insgesamt besitzt der Hund je Nasenhälfte drei Knorpellammelen. Über die darauf befindlichen vielen Sensoren, die so genannten Flimmerhaare, werden die Duftmoleküle als Information aufgenommen, gelangen zum Riechnerv und damit zum Riechzentrum im Gehirn, dem Riechkolben. Der Riechkolben wertet die Gerüche aus, was unseren Hunden die erstaunliche Riechleistung ermöglicht.
Hunde können «Stereoriechen»
So können unsere Hunde räumlich riechen, was auch «Stereoriechen» genannt wird. Das heisst, dass unsere Hunde getrennt mit dem linken und dem rechten Nasenloch gleichzeitig riechen und getrennt die Gerüche auswerten können. Dies ermöglicht, die Richtung einer Spur richtig auszuwerten, also zu registrieren, in welche Richtung der Hase gelaufen ist. Ausserdem können unsere Hunde ganz klar mit der Nase unterscheiden, wie alt die Spur ist. Das ist natürlich auch sinnvoll – was nützt es dem Hund, wenn er der älteren Fährte statt der frischen Fährte des Hasen hinterherläuft. Diese fantastische Leistung machen wir uns bei der Sucharbeit zunutze, z. B. bei der Flächensuche, beim Mantrail oder auch einfach auf der Jagd.
Hunde können Gefühle riechen
Unsere Hunde können aber noch weitaus mehr. Sie können Gefühle und sogar Krankheiten riechen. Das ermöglicht das Jacobsonsche Organ oder auch Vomeronasales Organ genannt. Jeder hat vermutlich schon mal einen Rüden beobachtet, der aufgeregt auf dem Boden schnüffelt und plötzlich angefangen hat zu sabbern und mit den Lippen schnell zu zittern. Oder wer kennt es nicht, dass ein Hund genau auf jene Person reagiert, die Hunde nicht riechen kann oder aber sehr ängstlich gegenüber Hunden reagiert. Genau für dieses Verhalten ist das Jacobsonsche Organ verantwortlich. Es ist ein olfaktorisches Organ und sitzt beidseitig der Nasenscheidewand unterhalb der unteren Nasenmuschel und des Nasenseptumknorpels. Es besitzt ebenso viele Riechzellen, die jedoch direkt mit dem Riechkolben und dem Limbischen System verbunden sind. Das Limbische System ist ein Abschnitt im Gehirn, welcher für die Entstehung von Gefühlen, Trieben und die Bindung von Hormonen zuständig ist. Diese Leistung machen wir uns zum Beispiel bei Diabeteswarnhunden oder auch Krebsspürhunden zunutze.
Alle Hunde haben einen guten Riecher
Einen guten Riecher haben also alle Hunde, egal, welcher Rasse sie angehören oder wie alt sie sind. Kein Wunder also, dass fast alle Hunde an Hundesportarten, die mit Schnüffeln und Riechen zu tun haben, Freude haben. Ob Mantrail, Fährten- oder Objektsuche – Suchspiele fördern und lasten unsere Hunde perfekt aus. Nicht nur geistig, sondern auch körperlich. Wenn unsere Hunde suchen, verändern sie ihre Atemtechnik. Sie atmen förmlich gleichzeitig ein und aus, das gelingt dank ihrer kommaförmigen Nasenlochform. Durch die «runde Form» wird die Luft eingezogen und durch die «Kommaform» wird die alte Luft fast zeitgleich wieder ausgeatmet. So können Hunde bis zu 300-mal pro Minute ein- und ausatmen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Sucharbeit auch körperlich sehr anstrengend für unsere Vierbeiner ist. Wenn man ganz genau zuhört, kann man die schnellen Atemgeräusche, manchmal sogar ein Klackern hören. Die empfindliche Nase unserer Hunde: faszinierend in all ihren Facetten.