nierensteine bei hunden erkennen und behandeln

Nierensteine beim Hund

Nierensteine treten auf, wenn sich Kristalle oder sogar Steine in den Nieren bilden. Dies geschieht normalerweise aufgrund einer abnormal hohen Konzentration von Mineralsalzen im Urin. Diese Erkrankung ist auch als Nephrolithiasis bekannt.

Text: med. vet. Gabrielle Brunner / www.vettrust.ch   Titelbild: absolutimages/stock.adobe.com

Bei Hunden gibt es unterschiedliche Arten von Nierensteinen. Sie bestehen aus verschiedenen ­Mineralien. Welche Behandlung die korrekte ist, wird durch eben diese Zusammensetzung definiert. Auch ist der richtige Therapieweg abhängig von der Grösse und Lage des gebildeten Steins.

Schwerwiegende Komplikationen können ent­stehen, wenn ein Stein oder Teile davon den ­ableitenden Harnweg blockieren und einen Harnstau produzieren.

nierensteine bei hunden können die harnwege blockieren

Eine abnormal hohe Konzentration von Mineralsalzen im Urin kann Steine entstehen lassen, die insbesondere in der Blase sehr gross werden können.

Foto: Pee Paew/stock.adobe.com

Symptome von Nierensteinen bei Hunden

In vielen Fällen zeigen Hunde mit Nierensteinen keine Symptome. Anlässlich des empfohlenen Jahres-Checks werden dann aber gar nicht selten überraschende Erkenntnisse gewonnen.

Oft werden Steine auch erst gefunden, wenn ­TierärztInnen Tests auf andere Erkrankungen durchführen, da der Hund nicht zuzuordnende Symptome zeigt.

Solche unspezifischen Symptome können zum Beispiel sein:

  • Gewichtsabnahme
  • Appetitlosigkeit
  • Blut im Urin
  • Erbrechen
  • Vermehrtes Trinken
  • Fieber
  • Verändertes Verhalten während des Harnabsatzes
  • Veränderte Häufigkeit des Harnlassens
  • Urinverlust
  • Wiederkehrende Harnwegsinfekte
  • Energiemangel
  • Schmerzen, welche schlecht zuzuordnen sind

Die sogenannten «inaktiven» Nierensteine

Inaktive Steine sind nicht infiziert, wachsen nicht und verursachen keine Blockade der Harnwege. Es bestehen keinerlei äusserlich sichtbaren Anzeichen. Inaktive Steine müssen nicht immer entfernt werden, da sie im inaktiven Zustand keine Symptome oder Schäden verursachen. Generell stellen Nierensteine einen guten Nährboden für Infekte dar. ­
Es sollte also immer individuell beurteilt werden, wie nach deren Entdeckung weiter vorgegangen wird. Der Harn muss aber zwingend äusserst konsequent und regelmässig mittels Urinanalyse überwacht werden. Auch jede Veränderung im ­Verhalten des Hundes soll umgehend der Tierärztin/dem Tierarzt gemeldet werden. Dies gilt insbesondere für die Farbe und den Geruch des Harns, ­die Trinkmenge, die Art und Weise des Harnab­satzes, Gewichtsschwankungen, erhöhte Temperatur und eventuelle Schmerzanzeichen.

Ursachen von Nierensteinen bei Hunden

Normalerweise ist der Urin leicht sauer. Er spült überflüssige Mineralien aus dem Körper. Wenn der Urin zu sauer oder konzentriert wird, bilden sich aus diesen Mineralien Salzkristalle, welche
im Folgenden zu Steinen anwachsen können.

Faktoren, die zur Bildung von Nierensteinen bei Hunden führen können:

  • Zu geringe Wasseraufnahme
  • Wiederkehrende Harnwegsinfektionen
  • Unsachgemässe Ernährung
  • Langzeitbelastung mit Diuretika
  • (entwässernde Medikamente)
  • Austrocknung
  • Genetik: z. B. Dalmatiner, Englische Bulldoggen, Lhasa Apso, Zwergpudel, Shih Tzu, Yorkshire Terrier
Struvitkristalle unter dem Mikroskop

Unter dem Mikroskop sind Struvitkristalle im Urin deutlich erkennbar.

Foto: Pee Paew/stock.adobe.com

Struvitsteine

Struvitsteine kommen vor allem bei Hündinnen vor (etwa 80 % der Fälle). Sie entstehen in Urin mit einem normalen bis hohen pH-Wert. Meistens sind sie die Folge einer oder mehrerer bakterieller Harnwegsinfektionen. Die an der Infektion häufig beteiligten Bakterien stellen bei ihrem Stoffwechsel Ammonium her, welches sich dann mit Magnesium und Phosphat zu Kristallen zusammenfügt. Auch kommt es durch die Stoffwechselvorgänge der ­Bakterien zu einem Anstieg des Urin-pH-Werts. Dies sind alles hervorragende Voraussetzungen ­für die Entstehung von Struvitsteinen.

Struvitsteine können sehr gross werden und «­sitzen» oft in der Blase.

Kalziumoxalatsteine

Sie sind deutlich häufiger bei Rüden zu finden (ca. 80 % der Fälle). So ganz genau weiss man zwar noch nicht, wann und wieso sich diese Harnsteine bilden. Sie scheinen vor allem dann aufzutreten, wenn ein Hund besonders viel Kalzium (und/oder Oxalat) mit dem Urin ausscheidet. Dazu kann es beispielweise kommen, wenn er sehr viel von diesen Stoffen mit dem Futter aufnimmt, bestimmte Medikamente erhält oder an einer Krankheit leidet, die den Kalzium-Spiegel im Blut erhöht. Damit sich Kalziumoxalatsteine bilden können, muss der Urin einen normalen bis niedrigen pH-Wert haben.

Kalziumoxalatsteine kommen insbesondere bei übergewichtigen und/oder kastrierten Rüden vor. Am häufigsten sind kleine Rassen betroffen. Steine im Harnleiter sind oft Kalziumoxalatsteine.

Teststreifen für der Ermittlung des pH-Werts einer Urinprobe

Mittels spezieller Teststreifen kann der pH-Wert einer Urinprobe ermittelt und mit Kontrollwerten verglichen werden.

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Uratsteine

Uratsteine sind die «typischen» Harnsteine bei Dalmatinern (in 75 – 96 % der Fälle handelt es sich bei ihnen um Uratsteine). Schätzungen ergeben, dass etwa ein Viertel aller männlichen Dalmatiner Harnsteine entwickelt. Aber auch bei englischen Bulldoggen sind Uratsteine weit verbreitet. ­Das liegt daran, dass diese Hunderassen häufig an einer bestimmten Stoffwechselstörung leiden, ­die ­die Entstehung dieser Steinart begünstigt. Damit ­Uratsteine entstehen können, muss der Urin wie bei den Kalziumoxalatsteinen einen normalen ­bis niedrigen pH-Wert aufweisen.

Die Behandlung von Nierensteinen bei Hunden

Die Art der Behandlung von Nierensteinen hängt besonders von der Art der Steine, ihrer Position und auch davon ab, ob sie ein unmittelbares Gesund­heitsrisiko darstellen. Viele Nierensteine sind nicht besonders besorgniserregend und können mit geeigneten Medikamenten und einer Ernäh­rungs­umstellung aufgelöst werden. Welche Medi­ka­mente und Ernährungsumstellungen hierzu verschrieben werden, hängt davon ab, aus welchen Mineralien die Steine bestehen (vergleiche oben). Diese Behandlungen können dazu dienen, die ­Wasseraufnahme zu erhöhen, um die Salze im Urin zu verdünnen oder den Säuregehalt des Urins wieder zu normalisieren. Auch werden oft Schmerzmittel sowie – wenn notwendig – Antibiotika zur Behandlung von Harnwegsinfektionen verschrieben.

Wenn die Steine aber nicht aufgelöst werden können, ein hohes Risiko für eine Blockade der Harnwege besteht oder bereits eine Verstopfung vorliegt, kann der Tierarzt einen Katheter in die Harnröhre einführen und die Steine mit Kochsalzlösung aus der Blase ausspülen. Wenn die Steine zu gross sind oder einen Harnleiter komplett blockieren, muss möglicherweise eine Operation vorgenommen werden. Besteht eine Blockade der Harnwege, ergibt sich daraus ein äusserst schmerzhafter Rückstau, der – wenn er nicht genügend rasch behoben wird – das entsprechende Gewebe zerstört.

TierärztInnen werden während und nach der Genesung eine lebenslange Ernährungsumstellung verschreiben. Betroffene Hunde müssen eng überwacht werden, denn Nierensteine kehren häufig zurück. Achten Sie immer auf Symptome, die darauf hindeuten, dass sich möglicherweise wieder Steine bilden. Lassen Sie alle Harnwegsinfektionen konsequent bis zur Ausheilung therapieren. Selbst wenn sich Ihr Hund komplett erholt, sollten Sie mit den Nachsorgeterminen fortfahren und nicht nachlässig werden. Nur so können Sie Ihrem Tier möglicherweise viel Schmerz und Leid ersparen.