Nierenentzündung bei Hund und Katze
Die Nieren haben vielfältige Aufgaben im Körper zu erledigen. Sie scheiden Giftstoffe über den Urin aus, regulieren den Wasser- und Elektrolythaushalt und produzieren lebenswichtige Hormone.
Text: Dr. Med. vet. Luzia Klauser Titelbild: Mary Swift/stock.adobe.com
Unsere Hunde und Katzen haben wie auch wir Menschen zwei Nieren. Diese befinden sich hinter dem Rippenbogen auf beiden Seiten der Wirbelsäule. Die Nieren sind ausserordentlich gut durchblutet. Mit jedem Herzschlag fliessen ca. 20 Prozent des gesamten Blutvolumens durch die Nieren. So ist es auch nicht erstaunlich, dass Entzündungen der Nieren starke Symptome und Probleme hervorrufen können.
Eine Entzündung der Nieren wird in der Fachsprache Nephritis genannt. Man unterscheidet grundsätzlich drei verschiedene Arten:
- Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis)
- Entzündung des Nierenbeckens (Pyelonephritis)
- Entzündung des Nierengewebes (Interstitielle Nephritis)
An Glomerulonephritis erkrankte Tiere sollten sich möglichst schonen.
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Glomerulonephritis – Entzündung der Nierenkörperchen
Die Nierenkörperchen liegen in der Rindenzone der Nieren. Durch ein kleines, zuführendes Gefäss wird frisches Blut in das Nierenkörperchen (Glomerolus) zugeführt und ein erstes Mal grob filtriert, bevor das Blut am Ende das Nierenkörperchen wieder verlässt. Dieses Filtrat wird Primärharn genannt und dann im weiteren Verlauf im Tubulussystem weiterverarbeitet und weiterfiltriert. Bei der Entzündung der Nierenkörperchen funktioniert dieses erste Filtersystem nur noch bedingt und es kommt zum Verlust von wertvollen Eiweissen im Urin (Proteinurie).
Die Glomerulonephritis wird durch immunogene Prozesse, starke Entzündungen (Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Entzündungen der Prostata) oder Infektionen mit Bakterien und anderen Einzellern hervorgerufen. Dies können eine bakterielle Endokarditis, Leishmaniose, Dirofilariose, Ehrlichiose, Borreliose, Gebärmutterentzündung oder eine Blutvergiftung sein. Seltener ist die Ursache hormonell bedingt durch Diabetes mellitus, Glukokortikoide oder gewisse Tumorarten, Medikamente oder andere toxische Schädigungen. Oftmals kann die Ursache der Glomerulonephritis jedoch nicht gefunden werden und sie wird als idiopathische Glomerulonephritis bezeichnet.
Am häufigsten werden Immunkomplexe im Nierenkörperchen abgelagert, welche die Membran schädigen und somit das Filtersystem beeinträchtigen, was schlussendlich zum Verlust der Eiweisse führt. Diese Eiweisse umfassen unter anderem Albumin und weitere Eiweisse, welche in der Blutgerinnung wichtig sind. Dieser Verlust führt somit zu einem tiefen Albumin im Blut (Hypalbuminämie) und einer gesteigerten Gerinnung (Hyperkoagulabilität). Ebenfalls führt eine Glomerulonephritis zu Bluthochdruck (Hypertonie) und einer erhöhten Produktion von Cholesterin (Hypercholesterinämie).
Symptome der Glomerulonephritis
Die Krankheitszeichen hängen im Wesentlichen mit der Ursache der Glomerulonephritis zusammen sowie der Dauer und dem Schweregrad des Eiweissverlusts. Im Frühstadium kann dies auch absolut unbemerkt bestehen. Mit länger andauerndem Eiweissverlust magern die Tiere jedoch oft ab und wirken abgeschlagen. Das tiefe Albumin im Blut kann auch zu sekundären Wasseransammlungen im Gewebe oder im Bauchraum führen. Durch die gesteigerte Gerinnung können sich Gerinnsel in der Lunge bilden und zu Atemnot führen. Sehstörungen oder Erblindung kann die Folge einer Netzhautablösung durch Bluthochdruck sein. Betroffene Tiere sind oftmals auch rastlos und haben einen erhöhten Puls.
Therapie der Glomerulonephritis
Als Erstes wird versucht, die Ursache der Glomerulonephritis zu behandeln. Mit der Elimination der Grunderkrankung löst sich auch der Eiweissverlust. Manchmal kann jedoch keine Grunderkrankung ermittelt werden, und so erfolgt die Therapie symptomatisch. Hierbei wird versucht, mit Medikamenten den Blutdruck und die gesteigerte Gerinnung zu senken. Das Futter sollte nierenschonend sein durch einen leicht erniedrigten Natriumgehalt, die Zugabe von mehrfach ungesättigten Fettsäuren und einen moderaten Eiweissgehalt. Wichtig sind ferner körperliche Schonung und eine gute Versorgung mit B-Vitaminen. Je nach Ursache kann auch die Anwendung von immunsuppressiven Medikamenten nötig sein, dies wird jedoch teils kontrovers diskutiert.
Prognose der Glomerulonephritis
Falls die Glomerulonephritis durch eine heilbare Grunderkrankung ausgelöst wird, ist die Heilungschance sehr gut. Bei einer idiopathischen Glomerulonephritis kann die Prognose jedoch sehr ungewiss sein. Eine geeignete Therapie verlangsamt jedoch den Verlauf der Krankheit.
Eine Pyelonephritis kann mittels Urin- und Blutuntersuchungen festgestellt werden.
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Pyelonephritis – Entzündung des Nierenbeckens
Eine Pyelonephritis umfasst sowohl das Nierenbecken wie auch die oberen Harnwege und ein Teil des Nierengewebes. Hierbei handelt es sich meistens um eine aufsteigende bakterielle Infektion von den unteren Harnwegen in die Niere. Normalerweise besitzen die Harnwege natürliche Barrieren, welche ein Aufsteigen einer Infektion vermeiden. Durch gewisse Grunderkrankungen können diese Barrieren beeinträchtigt sein und so eine Infektion begünstigen. Harnstauung, Harnabsatzprobleme durch Rückenbeschwerden, frühere Traumata, Blasensteine, Entzündungen der Harnblase oder der Prostata oder auch andere hormonelle Erkrankungen können dies verursachen. Durch diese Grunderkrankungen wird die Harnblase nicht mehr regelmässig geleert und ein Emporsteigen einer Infektion wird ermöglicht.
Symptome der Pyelonephritis
Am Anfang verhalten sich die Krankheitszeichen recht unauffällig und können auch abhängig von der Grunderkrankung sein. Mit fortschreitender Erkrankung werden aber die Symptome ausgeprägter. Es kommt zu Fieber, Bauchschmerzen, vermehrtem Trinken und Urinieren und Problemen beim Harnlassen. In fortgeschrittenen Fällen kommen auch Abmagerung dazu.
Diagnose der Pyelonephritis
In der Blutuntersuchung finden sich erhöhte Entzündungszellen. Im fortgeschrittenen Stadium können auch die Nierenwerte erhöht sein. Bei einer Urinuntersuchung fallen ebenfalls mehrere veränderte Parameter auf. Das spezifische Gewicht ist erniedrigt und es finden sich teils auch Bakterien, Blut und Eiweisse im Urin sowie ein aktives Sediment, welche auf eine Entzündung hindeutet. Eine Ultraschalluntersuchung kann ebenfalls wichtige Hinweise geben.
Therapie der Pyelonephritis
Die Behandlung erfolgt mit einer längeren Antibiotikumtherapie und Behandlung der Symptome. Damit auch ein geeignetes und wirksames Antibiotikum ausgewählt wird, sollte unbedingt eine bakterielle Untersuchung des Urins mit einem Antibiogramm eingeleitet werden.
Prognose der Pyelonephritis
Je nach Grundursache ist eine Pyelonephritis gut zu therapieren und hat eine gute Erfolgschance. Es ist jedoch wichtig, auch die begünstigenden Faktoren zu eliminieren.