Alles rund ums Katzenklo
Eine Katzentoilette benutzen Stubentiger zwar intuitiv von allein. Ihre Benutzung bedeutet jedoch noch lange nicht, dass das Klo der Katze auch gefällt. Wir haben für Sie Wissenswertes um das Katzenklo zusammengefasst.
Text: Regina Röttgen Titelbild: Alex Photo/stock.adobe.com
Katzen nutzen Katzentoilette intuitiv
Es könnte so einfach sein: Schon als Kitten wissen Katzen, wie sie eine Katzentoilette benutzen müssen. Sie brauchen es also nicht erst zu lernen. Dennoch kann dabei viel schief gehen. Denn unsere Stubentiger haben ihre teils sehr spezifischen Vorlieben in puncto Katzenklo. Passt ihnen auf ihrer Toilette etwas nicht, suchen sie sich schlichtweg ein anderes stilles Örtchen, um ihr Geschäft zu verrichten und es im Anschluss dort zu verbuddeln.
Dieses Relikt aus Zeiten, als Katzen ihre Hinterlassenschaften noch in der Wildnis erledigten, finden wir heute noch immer bei unseren Stubentigern. Mit dem Vergraben ihres Geschäftes beschäftigen sich Kater intensiver als Kätzinnen. Dafür buddeln beide eine kleine Mulde, in die sie ihr Geschäft verrichten und scharren diese im Anschluss zu. Der Grund liegt auf der Hand: Es geht ums Überleben, denn je weniger ihre natürlichen Feinde von ihrem Aufenthaltsort wissen, desto sicherer sind Katzen. Daraus folgt im Umkehrschluss: Verbuddelt eine Katze ihre Hinterlassenschaften nicht, hat sie dafür einen triftigen Grund, der schwerer wiegt als ihre potenziellen Feinde.
Anzeichen, dass Ihre Katze ihr Klo nicht mag
- Scharren am Rand der Katzentoilette
- Scharren direkt ausserhalb der Katzentoilette an Boden oder Wand
- Zögerliches Betreten
- Herumbalancieren am oder auf dem Rand der Katzentoilette
- Urinieren oder Koten direkt
- neben das Katzenklo
- Seltenes, dafür langes Urinieren
Auf die Körnung der Katzentoilette kommt es an
Zwar gibt es in den wohligen vier Wänden sicher nur selten Feinde, diese instinktive Handlung blieb unseren Katzen jedoch erhalten. Substrate, die gutes Verbuddeln ermöglichen, sind daher für Hauskatzen auf den ersten Blick ideal. Dies glaubte auch die amerikanische Katzenforscherin und Tierverhaltensexpertin Dr. Mikel Maria Delgado. Für ihre asthmatische Katze hatte sie ausschliesslich nicht-staubende Streu verwendet, in der Überzeugung, ihre Katze sei damit sehr zufrieden. Bis Delgado zwei weitere Katzen zu Hause aufnahm: Für die neuen Mitbewohner gab es handelsübliche, klumpende Streu. Ihre Asthmakatze war von der Streu der anderen Katzen schlichtweg begeistert! In Delgados Fall mussten sich alle Katzen in gesundheitlicher Solidarität allerdings mit der «alten» Streu zufriedengeben.
Dass nicht jedes Substrat bei Katzen gut ankommt, fand auch eine von Purina durchgeführte Studie um Ragen T. S. McGowan heraus. In den Versuchsreihen zeigten sich die Katzen von runden Kügelchen wenig begeistert. Ihr Verhalten machte es deutlich: Viele Katzen zogen es vor, mit ihren Vorderpfoten die kugelrunde Streu erst gar nicht zu betreten. Die Katzen urinierten zudem seltener, dafür aber länger – für die Wissenschaftler ein klares Zeichen, dass die Katzen ihren Urin einhielten und die Toilette zu meiden versuchten. Kein wünschenswertes Ergebnis, gilt doch das Zurückhalten von Harn als Risikofaktor für Harnwegserkrankungen. Während des Urinierens scharrten die Katzen ausserdem vermehrt mit den Pfoten in der Einstreu, ein Zeichen ihres Missfallens. Die Forscher vermuten, dass das vermehrte Scharren mit ausgiebigem Schnüffeln an der Hinterlassenschaft in Verbindung steht: Die Kügelchen banden aus Sicht der Katzen den Geruch nicht optimal. Beim Kotabsetzen wiederum zögerten die Katzen lange, bis sie die Box überhaupt betraten, ihre Pfoten liessen sie möglichst an der Seite der Box. Viele scharrten zum Teil für lange Zeit ausserhalb der Streu. Aus ihren Ergebnissen folgern die Forscher, dass eine Katze, welche die Katzentoilette benutzt, nicht unbedingt mit dieser auch zufrieden ist. Sie benutzt das Katzenklo eventuell nur, weil sie keine bessere Alternative hat.
Tonmineralien sind aus Katzensicht noch immer die beliebteste Einstreu.
Foto: Anciens/stock.adobe.com
Zu klein, zu weit, zu dreckig
Auch wir würden sicherlich ein Plumpsklo im Garten nicht verschmähen, sollte kein moderner Abort zur Verfügung stehen. Begeistert wären wir dennoch nicht von ihm und würden es einfach so selten wie möglich aufsuchen. Unseren Katzen scheint es ähnlich zu gehen. Die Frage, wie es um die feline Begeisterung für ihren «Lokus» steht, ist deshalb nicht ganz einfach zu beantworten. Wie bei so vielen anderen Punkten zeigen Katzen auch bei ihrem Klo starke individuelle Vorlieben. So ist es beispielsweise von Katze zu Katze unterschiedlich, ob sie offene oder geschlossene Katzentoiletten mögen. Dies fand eine Studie um die Veterinärmedizinerin Emma Grigg von der Ross Universität in den West Indies heraus. Einige feline Probanden benutzten lieber die offene Toilette, andere zogen die geschlossene vor. Manche Katzen benutzten gar beide.
Für Delgado ist der ausschlaggebende Punkt die Grösse der Katzentoilette. Sie hält die konventionelle geschlossene Katzentoilette für viel zu klein. In der Tat fand der Veterinärmediziner Wailani Sung von der Universität Georgia im Laufe seiner Studien mit Katzen heraus, dass die ideale Grösse einer Katzentoilette nicht in Massen angegeben werden kann. Vielmehr soll sie das Eineinhalbfache der Körperlänge ihres Benutzers haben. Nur dann kann die Katze sich ausreichend darin bewegen und die ideale Position zum Erledigen ihres Geschäftes finden.
Gleichzeitig sollte die Toilette für die Katze leicht zu erreichen sein. Gerade bei sehr jungen und alten Katzen ist dies besonders wichtig, da sie lange Strecken oft nicht in kurzer Zeit zurücklegen können. Auch wir laufen nur ungern drei Stockwerke oder bis in die kalte Garage, um aufs Klo gehen zu können. Warum sollten Katzen diesen Aufwand mögen?
Damit sich die Katze ausreichend im Katzenklo bewegen kann, sollte ihre Toilette mindestens eineinhalb mal so lang wie ihr Körper sein.
Foto: FurryFritz/stock.adobe.com
Katzenstreu sollte geruchsbindend sein
Eines zumindest ist sicher: Katzen möchten so wenig Geruch wie nur möglich hinterlassen. Die Katzenstreu sollte daher geruchsbindend sein. Als Katzenstreu im Jahre 1947 erfunden wurde, bestand es ähnlich den heutigen konventionellen Streusorten aus Tonmineralien wie Zeolith, Diatomit und Sepiolith, später auch Bentonit. Da Tonmineralien Feuchtigkeit besonders gut aufnehmen, reduziert sich der zurückgelassene Geruch. Die Formung in Körner verhindert zudem, dass sich die Streuteilchen an den Pfoten der Katze anheften.
Mineralische Streu ist für Katzen zwar nahezu perfekt, viele Halter finden den häufig im Tagebau geförderten Rohstoff aus ökologischer Sicht allerdings inakzeptabel. Auch gesundheitlich ist er umstritten: Der feine Staub kann von Mensch und Tier eingeatmet werden. Mittlerweile ist der Handel mit Katzenstreu zum Milliardengeschäft geworden: Es gibt Streu nicht nur aus unterschiedlichen Tonmineralien, sondern auch aus Silica, recyceltem Papier, Holz, Holzpellets, Stroh, Nussschalen und Getreide wie Mais. Zum Leid vieler Katzenhalter steht ökologisch korrektes Katzenstreu aus pflanzlichen Materialien auf der Beliebtheitsskala von Katzen allerdings eher weiter unten.
Hier kommt die Idee, sie mit Zusätzen attraktiver zu machen, ins Spiel. So hatte eine amerikanisch-kanadische Studie um Jennifer Frayne untersucht, welche Streu Katzen bevorzugen: «unbehandelte» pflanzliche Materialien oder solche, die durch Zusätze für die Katze attraktiver gemacht worden waren. Für den Versuch wurden 16 Katzen in zwei Gruppen geteilt. Jede Gruppe hatte acht kreisförmig platzierte Katzentoiletten mit unterschiedlicher Einstreu zur Verfügung. Das Ergebnis: Alle Katzen bevorzugten die attraktiv gemachte Streu, wobei Kater weitaus länger urinierten als Kätzinnen. Leider hatte die Studie einen Makel. Den Katzen stand nicht die laut zahlreichen Studien favorisierte, klumpende Streu zur Verfügung. Aus gutem Grund: Die Studie Fraynes war von der Kent Group finanziert worden, dem Hersteller der «World’s Best Cat Litter», er wird mit Vollkornmais hergestellt. Für Delgado steht daher fest: Hätte es mineralische Streu gegeben, wäre diese von den Katzen favorisiert worden.
Denn die Katzenexpertin hält unsere Samtpfoten für nicht besonders anspruchsvoll. Eine einfache Kiste mit vier Wänden und etwas unparfümierte Katzenstreu reicht ihrer Meinung nach aus, um Katzenherzen höher schlagen zu lassen. «Studien zeigen, dass Katzen eher klumpige und sandige Streu als Streu in Stücken bevorzugen. Wenn wir an ihre natürliche Geschichte denken, macht dies Sinn», schreibt die Katzenexpertin in einer ihrer vielen Abhandlungen über Katzentoiletten. Katzen stammen von Wildkatzen ab, die Wüstensand zum Ausscheiden nutzten, so Delgado. «Bleiben Sie authentisch! Und vergessen Sie nicht, mindestens einmal am Tag das Klo mit einer Schaufel zu reinigen!» Vielen Katzen sei es aber schlichtweg egal, meint Delgado. So gibt es Haushalte, in denen vier oder fünf Katzen eine Toilette problemlos teilen. So manche Katze legt weite Wege durch Gerümpel zurück, um zur Katzentoilette zu gelangen und stört sich nicht im Mindesten daran. Doch nicht jede Katze ist so «pflegeleicht». Von Anfang an die individuellen Vorlieben des Stubentigers auszuloten und umzusetzen ist daher meist viel einfacher als später den Grund für ein Problem mit oder um das Katzenklo herauszufinden und zu eliminieren.
1×1 des Katzenklos
Anzahl
Urin und Kot setzt die Katze zu unterschiedlichen Zeiten ab, Urin weitaus öfter. Experten raten daher selbst bei einer Einzelkatze zu mindestens zwei Katzenklos.
Standort
Nicht zu nah, nicht zu weit, aber vor allem nicht direkt neben dem Futter- oder Schlafplatz. Bei mehreren Katzenklos bieten sich unterschiedliche Standorte an.
Bauart
Ob geschlossen oder offen, das entscheidet die Katze am besten selbst. Wichtiger ist die richtige Grösse, am besten mindestens eineinhalb Mal die Körperlänge der Katze.
Streu
Für die Katze besonders wichtig: Es muss sich gut in ihr graben lassen. Gleichzeitig darf die Streu nicht an den Pfoten piksen oder haften bleiben. Je besser die Streu zudem den Geruch bindet, desto begeisterter ist die Katze.
Sauberkeit
Regelmässiges Reinigen und tägliches Aussieben hält die Katzentoilette sauber und geruchsfrei. Letzteres, wenn nötig, mehrmals am Tag.
Ich mach dann mal woanders
Gefällt es dem Stubentiger auf seinem Klo nicht, wird er nämlich experimentierfreudig und sucht sich eine für ihn passende Alternative. Flokati, Blumentopf, Bett, Badewanne, Spielzeugkiste oder Kleiderschrank – dem Einfallsreichtum einer Katze sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Um Dummheit, Protest, Rache oder gar Bosheit handelt es sich hierbei aber nie. Macht die Katze beispielsweise permanent neben die Katzentoilette, steckt oftmals ein organisches Problem wie Verstopfung oder Gelenkschmerzen dahinter. Ist eine organische Erkrankung ausgeschlossen, gilt es, die erste Hürde zu nehmen und den Grund für die Unsauberkeit zu finden. Meist verschmäht eine Katze ihre Toilette aus einem naheliegenden Grund: Standort, Grösse, Inhalt, Umgebungsgeräusche oder Sauberkeitszustand passen ihr nicht. Um herauszufinden, was die eigene Katze in puncto Katzenlokus am liebsten mag, rät Delgado dazu, die Katze einfach verschiedene Möglichkeiten ausprobieren zu lassen.
Umgehend damit zu beginnen ist wichtig, denn eine zweite Hürde wird sonst von Tag zu Tag grösser: Je länger die Katze ihr auserkorenes Alternativklo verwendet, desto schwieriger wird die Umgewöhnung an ihre «normale» Katzentoilette. Sind alle Faktoren in und um das Katzenklo überprüft und verbessert, die Katze benutzt aber dennoch weiterhin «ihr» Klo, sollte ein auf Verhaltensmedizin spezialisierter Tierarzt oder eine Katzenpsychologin hinzugezogen werden.
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