lebenserwartung von Hauskatzen

Lebenserwartung von Hauskatzen

Sieben Leben hat eine Katze dem Sprichwort nach. Aber die Realität sieht anders aus: Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung von Katzen. Stimmt alles, können unsere Samtpfoten mittlerweile älter als 20 Jahre werden.

Text: Regina Röttgen   Titelbild: Alexandr/stock.adobe.com

Wie man Katzenjahre in Menschenjahre umrechnen kann

Früher galt eine Katze mit zwölf Jahren als sehr alt. Stolze 84 Menschjahre hatte sie bereits auf dem Buckel! Indem man ihr Alter mit sieben multiplizierte, wurden Katzenjahre einfach in Menschenjahre umgerechnet. Demnach wäre Creme Puff, laut dem «Guinness-Buch der Rekorde» die älteste Katze der Welt, zum Zeitpunkt ihres Todes 266 Jahre alt gewesen. Maine Coon Kater Rubble aus dem englischen Exeter hatte es auf nicht minder beeindruckende 217 Jahre gebracht. Creme Puff aus Texas/ USA war im Alter von 38 Jahren, Rubble mit 31 Lebensjahren verstorben. Dass diese Umrechnungsweise in Menschenjahre hinkt, liegt auf der Hand.

Eine aktuelle Berechnungsart orientiert sich daher am felinen Alterungsprozess. Eine einjährige Katze wird mit einem 15 Jahre alten Jugendlichen verglichen. Mit zwei Jahren entspricht das Alter der Katze dann dem eines Menschen von 24 Jahren. Ab dann gilt: Vier Menschenjahre pro Katzenjahr. Zumindest bis zu ihrem 16. Geburtstag. Danach zählt jedes weitere Jahr nur noch drei Menschenjahre, da hochbetagte Samtpfoten langsamer altern als Menschen. Nach dieser Umrechnungsweise wurde Creme Puff dennoch stolze 146 Jahre alt. Rubble schaffte es auf 125 Menschenjahre. In der Tierwelt gibt es übrigens noch weitere beeindruckende Beispiele dieser Art: Ein Kakadu wurde 69 Jahre alt, das bislang älteste Pferd 62 und der älteste Goldfisch 49 – Goldfische werden normalerweise keine zehn Jahre alt.

Die Lebenserwartung von Hauskatzen ist gestiegen

Biogerontologen zufolge hat sich die Lebenszeit unserer Haustiere aus denselben Gründen wie beim Menschen verlängert: sichere Futterquellen, weniger Risiken, bessere Gesundheitsvorsorge. Die Lebenserwartung von Hauskatzen ist daher mittlerweile doppelt so hoch wie die ihrer in freier Natur lebenden Artgenossen, den Wildkatzen. Doch haben Freigänger statistisch gesehen mit durchschnittlich zehn bis zwölf Jahren eine geringere Lebenserwartung als Wohnungskatzen. Noch weiter sinkt die Lebenserwartung von streunenden Katzen.

Das genetische Alter können Forscher bei vielen Tieren heute an den Telomeren, den Schutzkappen der DNA, ablesen. Warum diese genetische Uhr bei Tieren innerhalb einer Art allerdings unterschiedlich schnell tickt, fragte sich bereits der griechische Philosoph Aristoteles um 350 vor Christus. Theorien gab es seitdem zahlreiche. Doch auch heute noch ist diese Frage mehr oder weniger unbeantwortet, zu viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle.

Lebenserwartung von Rassekatzen

Heilige Birma: 16,1 Jahre
Burma: 14,3 Jahre
Siam: 14,2 Jahre
Perser: 14,1 Jahre
Mischlinge: 14 Jahre
Britisch Kurzhaar: 11,8 Jahre
Maine Coon: 11 Jahre
Ragdoll: 10,1 Jahre
Abessinier: 10 Jahre
Bengal: 7,3 Jahre

Quelle: Royal Veterinary College, University of London

Lebenserwartung von Hauskatzen verlängern

Ein möglichst stressfreies Leben verlängert ebendieses des Hauskatze.

Foto: steevy84/stock.adobe.com

So verlängern Sie die Lebenserwartung ihrer Katze

Umgebung sichern

Die unterschiedliche Lebenserwartung von Freigängern und Wohnungskatzen ist leicht erklärt: Katzen, die ihr Zuhause nicht verlassen, leben schlichtweg sicherer. Sie sind weniger Gefahren wie Autos, Kämpfen mit Artgenossen, harschen Wetterverhältnissen oder Parasiten ausgesetzt. Einer englischen Studie zufolge sterben Katzen in ihren ersten fünf Lebensjahren am häufigsten durch einen Unfall. In höheren Lebensjahren sind die vorrangigen Todesursachen hingegen Nierenerkrankungen, Tumore und Geschwüre. Bei Freigängern ist sicherlich die grösste Gefahr der Strassenverkehr. Wer in der Nähe einer stark befahrenen Strasse wohnt, sollte seine Katze daher lieber nicht draussen frei laufen lassen. Doch auch zu Hause passieren Unfälle. Den Wohnraum katzengerecht zu gestalten, auf beispielsweise giftige Pflanzen zu verzichten und offene Balkone sowie Fenster zu sichern, kann tödliche Vergiftungen oder Stürze verhindern.

Gesundheitsvorsorge

Das bedeutet natürlich nicht, dass Katzen besser in der Wohnung leben sollten. Wird eine Katze regelmässig auf Wundern und Verletzungen untersucht, veterinärmedizinisch gut versorgt, von Strassen und aufmüpfigen Artgenossen ferngehalten, kann sie auch als Freigängerin viele Jahre leben – insbesondere, wenn es sich um eine Mischlingskatze handelt. Diese leben nämlich meist länger als Rassekatzen, welche leider oft mit erblich bedingten gesundheitlichen Problemen wie Augen-, Nerven- und Herzerkrankungen oder Krebs zu kämpfen haben.

Zur Gesundheitsvorsorge gehören auch regelmässige Impfungen, um eine Ansteckung mit den gängigen Katzenkrankheiten zu verhindern. Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen helfen grundsätzlich dabei, Krankheiten in einem frühen Stadium zu erkennen und dadurch erfolgreicher behandeln zu können

Stress vermeiden

Eine wichtige Rolle bei der Verlängerung der Lebenserwartung könnte zudem das Gen FoxO spielen, das bereits von der Hydra, Fruchtfliegen und Fadenwürmern bekannt ist. Dank dieses Gens ist der Körper bestens gegen oxidativen Stress gewappnet, was bekannterweise das Leben verlängert. Für den amerikanischen Biologen Steven Austad spielt Stress sogar die Hauptrolle im Prozess des Alterns. Seiner Meinung nach haben Tiere mit wenig Feinden oder sicheren Lebensbedingungen weniger Stress, da sie ihre Fortpflanzung nicht möglichst schnell sicherstellen müssen. Stattdessen kann sich ihr Körper auf das Immunsystem konzentrieren. Deshalb werden sie älter.

In der Tat kann Stress zu einer Menge unterschiedlicher Krankheiten führen. Zudem wissen wir, dass sich besagter Stress um die Fortpflanzung durch Kastration verringern lässt. Dieser Eingriff wirkt sich noch anderweitig positiv auf die Lebenserwartung aus. Kastrierte Tiere bleiben in der Regel von Krankheiten verschont, die im Zusammenhang mit Geschlechtshormonen stehen. Zudem unternehmen kastrierte Katzen und Kater meist weniger und kürzere Streifzüge. Intakte Samtpfoten hingegen streunen auf der Suche nach einem Partner viel durch die Gegend und legen teils weite Strecken zurück. Dadurch erhöht sich die Gefahr eines Verkehrsunfalls.
Um das Stresslevel unserer Hauskatzen noch weiter zu reduzieren, sollten sich die Samtpfoten vor allem in ihrer Umgebung wohl fühlen: ausreichend Klettermöglichkeiten, verschiedene Kuschel- und Schlafecken, ein sauberes Katzenklo, viel Abwechslung sowie ausreichend Futter und Wasser sind hierfür ein Muss. Für die Katze unangenehme Situationen sollten ebenso vermieden werden wie andauernder Lärm oder Fehler in der Katzenhaltung.

Ernährung

Dass die Ernährung ebenfalls das Leben von Katzen verlängern kann, fand das Unternehmen Purina in einer Langzeitstudie heraus. Über neun Jahre hinweg hatten Forscher hierfür 90 gesunde Mischlingskatzen im Alter von sieben bis 17 Jahren untersucht. Das Ergebnis: Eine ausgewogene Mischung von Nähr­stoffen wie Antioxidantien, essenziellen Fettsäuren und Präbiotika können das Leben von Katzen verlängern. Felinen Probanden, denen eine solch ausgewogene Ernährung zugutekam, setzten weniger Fett an, hielten generell ihr Körpergewicht leichter und nahmen im hohen Alter langsamer ab. Die Katzen, welche Antioxidantien und Vitamin E verabreicht bekamen, lebten im Schnitt fünf Monate länger als die Tiere der Kontrollgruppe. Wurde zusätzlich auf essenzielle Fettsäuren und Präbiotika geachtet, lebten die Tiere sogar 1,3 Jahre länger. Qualitativ hochwertige Katzennahrung, die reich an Proteinen und Nährstoffen ist, unterstützt nämlich das Immunsystem und damit die Gesundheit. Kohlenhydratreiches Futter hingegen kann zu Übergewicht und somit zu einem erhöhten Risiko für stoffwechselbedingte Krankheiten führen. Gerade Übergewicht begünstigt Krankheiten wie Diabetes mellitus und Gelenkprobleme wie Arthritis. Stattdessen sollte beim Futter auf hochwertiges Fleisch als Proteinquelle geachtet und auf Zusätze wie Zucker, Konservierungsstoffe und Aromen verzichtet werden.

Nicht zu unterschätzen ist die Wichtigkeit von Wasser. Viele Katzen neigen dazu, nicht ausreichend zu trinken. Wassermangel erhöht jedoch das Risiko, an Harnwegsleiden zu erkranken.

Beschäftigung

Neben dem Futter beeinflusst auch Bewegung die Le­benserwartung von Katzen. Am besten sollte eine Katze täglich klettern, jagen oder intensiv spielen. Dies gilt sowohl für Freigänger als auch für Wohnungskatzen. Dieses Bedürfnis zu erfüllen, kommt nicht nur der körperlichen, sondern auch der geistigen Gesundheit der Katze zugute.

Das Alter einer Katze bestimmen

Zähne

Zähne gelten als einer der besten Indikatoren, um das Alter einer Katze zu schätzen. Mit etwa einem Jahr sind die Zähne einer Katze vollständig. Jüngere Katzen haben normalerweise weissere Beisserchen als ihre älteren Artgenossen, die oftmals mehr Flecken auf den Zähnen aufweisen. Eine gewisse Vergilbung tritt ab dem zweiten Lebensjahr auf. Zahnstein auf den Zähnen deutet auf ein Alter zwischen drei und fünf Jahren hin. Fehlen bereits ein paar Zähne, ist die Katze sehr wahrscheinlich schon in einem höheren Alter.

Augen

Eine glatte Iris sowie helle, klare Augen ohne Ausfluss sind Zeichen der felinen Jugend. Erscheint die Iris gezackt oder die Augen getrübt, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Katze hohen Alters.

Fell

Jüngere Katzen haben in der Regel ein weiches Fell. Mit fortschreitendem Alter wird das Fell meist dicker und gröber. Manchmal können auch ergrauende Stellen im Fell oder vereinzelt graue Haare auf hohes Alter hinweisen.

Muskeln

Da junge Katzen körperlich sehr aktiv sind, sind ihre Muskeln entsprechend gut ausgebildet. Ältere Katzen hingegen wirken meist etwas knöchern, ihre Schulterblätter stehen hervor. Ihre Haut hat an Elastizität und Straffheit eingebüsst und hängt an verschiedenen Stellen schlaff herab.

chronische Krankheiten bei Katzen verkürzen deren Lebenszeit

Chronische Krankheiten können die Lebenserwartung einer Katze verkürzen. Eine ausgewogene Ernährung, sichere Umgebung und gesundheitliche Vorsorge wirken sich positiv auf die Länge des Katzenlebens aus.
Foto: Milles Studio/stock.adobe.com