Zahnpflege bei Hunden
Vorsorge bei der Zahnpflege von Hunden ist besser als Nachsorge, der beste Zeitpunkt, damit zu starten, ist bereits der erste Tierarztbesuch – die Kontrollen begleiten Sie und Ihren Hund ein Leben lang.
Text: Jennifer Davenport / www.vettrust.ch Titelbild: wckiw/stock.adobe.com
Im Alter von drei Jahren haben 70% der Hauskatzen und 80% der Hunde bereits eine Form von Parodontose. Dies ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats, welcher für den Halt der Zähne im Kiefer verantwortlich ist. Normalerweise verläuft diese Erkrankung still – anfangs sind keine offensichtlichen Symptome oder Anzeichen dafür erkennbar. Fortgeschritten führt sie aber bei Ihrem Haustier zu chronischen Schmerzen, Zahnfleischreduktion, Zahnausfall und einem Abbau des Knochens.
Der beste Start für die optimale Zahnpflege Ihres Hundes ist, damit zu beginnen, bevor überhaupt ein Problem besteht. Dies ist am einfachsten, wenn mit dem neuen Welpen die optimale Zahnhygiene bereits geübt wird, auch ohne dass eine Erkrankung oder Verunreinigung bekannt ist. Bei älteren Tieren empfiehlt es sich, in Absprache mit Ihrem Vertrauenstierarzt, einen Plan für die regelmässige Zahnhygiene aufzustellen. Dieser sollte regelmässige Zahnreinigung, Röntgenbilder der Zähne und eine gründliche orale Untersuchung des Kiefers beinhalten.
Vorsorge ist der beste Weg zu gesunden Zähnen im Alter
Bei den meisten Patienten ist die Parodontose eine vermeidbare Erkrankung. Vor allem bei Hunden, welche bereits früh eine gute tierärztliche Zahnprophylaxe erhalten und auch zu Hause eine erfolgreiche und regelmässige Zahnhygiene kennen, können Zahnprobleme im Alter meist gut verhindert werden.
Erste Untersuchung bereits bei jungen Hunden
Es empfiehlt sich, dass bereits Jungtiere im Alter von drei bis vier Monaten eine komplette Untersuchung des Zahn- und Kieferapparats durch den Tierarzt erhalten, um die Milchzähne anzuschauen und um zu sehen, ob bereits Zähne fehlen, zu langsam wachsen oder eine Fehlstellung vorliegt. Hierbei wird auch der sogenannte «Biss» des Hundes geprüft, also wie die Zähne bei geschlossenem Maul zueinanderpassen. Auch die Kieferlänge und allfällige Fehlstellungen der Zähne von Oberkiefer und Unterkiefer zueinander und zum Zahnfleisch werden untersucht. In solchen Fällen kann mit einer Früherkennung, und wenn nötig mit einer Behandlung, eine weitere Erkrankung der Zähne vermieden werden.
Zweite Untersuchung
Die zweite wichtige Untersuchung für ein späteres sorgenfreies Alter, ist im Alter von etwa sechs Monaten, wenn die Milchzähne ausfallen und die neuen Zähne nachwachsen. Hier ist es äusserst wichtig, zu kontrollieren, dass alle Milchzähne korrekt ausgefallen sind. Falls einer der Milchzähne nicht korrekt ausgefallen ist, empfiehlt es sich, diesen zu entfernen, um zu verhindern, dass es zu einer Fehlstellung des adulten Zahns darunter kommt. Es verhindert auch die Bildung von Parodontose, welche durch zu wenig Platz im Kiefer entstehen könnte. Bei Jungtieren, bei welchen die adulten Zähne noch nicht ersichtlich sind, empfiehlt es sich, ein Zahnröntgen zu machen, um zu kontrollieren, ob die Zähne wirklich fehlen, da nicht ausgebrochene Zähne problematisch werden können.
Die Zahnhygiene zu Hause
Die Zahnhygiene zu Hause sollten die Hundebesitzer möglichst dann starten, wenn das Tier alle adulten Zähne hat. Bei Jungtieren, welche noch die Milchzähne haben, könnte die Zahnhygiene unangenehm sein und wir möchten eine negative Erfahrung in jedem Fall vermeiden.
Bei Hunden, die im Erwachsenenalter weniger als zwölf Kilo wiegen werden oder bei Brachycephalen, also den kurzschnauzigen Rassen, kommt es vermehrt zu Problemen der Zähne, da diese oftmals durch zu wenig Platz im Kiefer verdreht sind oder zu eng stehen.
Die tierärztliche Zahnkontrolle und die Überprüfung der zu Hause ausgeführten korrekten Zahnhygiene sollten mindestens einmal pro Jahr geschehen. Die korrekte und gründliche Zahnhygiene zu Hause hilft, die Gesundheit der Zähne und Mundhöhle optimal zu schützen. Bei den meisten HUnden kann eine effektive Prophylaxe gegen Parodontose die Mundhöhle und die Zähne schmerzfrei und gesund erhalten, was positive Auswirkungen auf den gesamten Körper und das Wohlbefinden des HUndes hat. Zweimal täglich Zähne putzen ist auch bei unseren Hunden der Goldstandard für die Zahnpflege zu Hause. Es ist wie auch bei uns der effektivste Weg, den bakteriellen Belag, welcher sich innerhalb von wenigen Stunden auf den Zähnen der Tiere bildet, zu entfernen.
Mit der Zahnpflege und regelmässigen Kontrollen sollte bereits von klein auf begonnen werden.
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Das Bürsten der Zähne entfernt allerdings nur die Plaque, nicht aber den Zahnstein. Das Zähneputzen muss mindestens täglich erfolgen, um die Entstehung von Zahnstein aufzuhalten. Das Putzen bei bereits entzündetem Zahnfleisch ist schmerzhaft und wird nur dazu führen, dass der Hund sich wehrt und schlechte Erfahrungen macht. Dies also ein weiterer Grund, schon in jungen Jahren damit anzufangen, damit wir beim geriatrischen Patienten die optimale Pflege weiterführen können.
Aber auch das tägliche Zähneputzen verhindert nicht, dass Untersuchungen – zum Teil auch unter Narkose – Röntgenaufnahmen und die geeignete Therapie notwendig sind, gleich wie in der humanen Zahnmedizin.
Wir Tierärzte wissen, dass Zähneputzen beim Hund schwierig und herausfordernd sein kann. Wir empfehlen deshalb, es langsam aufzubauen und nicht nach dem ersten Fehlversuch gleich wieder aufzugeben.
Das Entfernen von Zahnstein gehört auch bei Hunden und Katzen zur professionellen Zahnprophylaxe.
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Es gibt zwei Arten von Zahnhygiene-Produkten bei Hunden
- Mechanische: wie Zahnbürsten, Diät, Kauartikel und
- Chemische: wie Zahnputztücher, reinigende Zusätze für ins Trinkwasser, Zahnpasta und Zahndichtungen.
Gewisse Produkte nutzen auch eine Kombination aus mechanisch und chemisch – wie zum Beispiel das Bürsten der Zähne mit einer mit speziellen Enzymen angereicherten Zahnpasta.
Auch gibt es inzwischen Diäten, die spezifisch dafür entwickelt wurden, Plaque und Zahnstein zu reduzieren oder die Bildung zu verlangsamen. Diese sind sehr hilfreich, wenn es nicht gelingt, dem Hund die Zähne regelmässig zu putzen. Diese präventiven Diäten funktionieren mittels einer Mischung aus mechanischer und chemischer Zahnreinigung. Das Trockenfutter ist etwas grösser und hat eine spezielle Oberfläche, welche beim Kauen die Zähne reinigt. Zusätzlich überzieht die Zusammensetzung des Futters die Zähne mit einer schützenden Schicht gegen Zahnstein. Auch unter den Kausnacks und Belohnungen, welche die Zahnhygiene fördern, gibt es eine grosse Auswahl an Produkten, welche vom «Veterinary Oral Health Council» geprüft wurden und nachweislich Plaque und Zahnstein entfernen oder vermindern.
Aber Achtung: Zu harte Belohnungen wie Geweihe und synthetische oder echte Knochen sollen vermieden werden, da diese der Zahnstruktur schaden und so Schmerzen oder Entzündungen auslösen können. Diese können bis hin zur Zahnfraktur (Bruch eines Zahns) führen.
Im Endeffekt sollte die Zahnhygiene Ihres Haustiers der Ihrigen in Nichts nachstehen. Das tägliche Zähneputzen hilft, den Mund und die Zähne bis ins Alter gesund zu halten und Krankheiten zu vermeiden. Dadurch entfällt aber die professionelle Zahnprophylaxe durch einen Tierarzt unter Narkose keineswegs. Die Anzahl der Eingriffe, die Ihr Hund benötigen wird, ist abhängig von vielen Faktoren, die Sie nicht beeinflussen können. Faktoren wie Rasse, Grösse und Genetik. Aber einen ganz wichtigen Faktor können Sie beeinflussen: Wie effektiv die Zahnreinigung zu Hause durchgeführt werden kann und natürlich auch durchgeführt wird.
Jeder von uns weiss, wie schlimm Zahnschmerzen sein können – helfen Sie mit, diese zu verhindern und Ihrem Liebling ein beschwerdefreies Alter mit einem schönen weissen Lächeln zu schenken!