Augenerkrankungen bei Tieren
Nicht nur Menschen, sondern auch Hunde, Katzen und andere Haustiere leiden an Augenkrankheiten. Oftmals treten diese Augenerkrankungen sehr plötzlich auf. Der Hund erwacht am Morgen mit etwas verklebten Augen oder die Katze kommt von einem Streifzug mit einem geschwollenen Auge zurück. Und nun?
Text: Dr. med. vet. Luzia Klauser Titelbild: Alex Photo/stock.adobe.com
Meist beginnen Augenentzündungen relativ harmlos. Die Augen tränen vermehrt und es bildet sich ein schleimiger Rückstand im inneren Augenwinkel. Je nach Ursache kann sich der ursprünglich schleimige Ausfluss schnell in gelben Eiter verwandeln und das Auge ist gerötet oder sogar geschwollen und meist schmerzhaft. Augenerkrankungen sollten früh behandelt werden, dies steigert die Heilungschancen enorm. Getreu nach dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Wartet man zu lange, kann eine harmlose Entzündung sich unter Umständen schnell ausbreiten und grossen Schaden anrichten.
Die Untersuchung
Beim Tierarzt erfolgt nach einer kurzen Allgemeinuntersuchung die genaue Untersuchung der Augen. Je nach Befund werden dafür verschiedene Techniken angewandt.
Mit Hilfe einer Spaltlampe werden die Lider, die Bindehaut und die vorderen Augenabschnitte wie Hornhaut, vordere Augenkammer und Linse untersucht. Die Spaltlampe dient dabei als Mikroskop und ermöglicht eine 10- bis 15-fache Vergrösserung. Viele Erkrankungen der Hornhaut, der Regenbogenhaut oder der Linse können mit Hilfe der Spaltlampe diagnostiziert werden.
Besteht der Verdacht einer Schädigung oder Verletzung der Hornhaut, kann ein Fluoreszeintest hilfreich sein. Mit Hilfe eines Streifens wird der neongelbe Farbstoff auf die Augenoberfläche gebracht. Die Hornhaut färbt sich dort an, wo die Oberfläche verletzt ist. Mit Hilfe von Blaulicht und Spaltlampe wird die betroffene Stelle dann genauer untersucht. Mit dieser Technik werden zum Beispiel kleine Kratzverletzungen durch Katzenkrallen oder grossflächige Hornhautgeschwüre sichtbar, welche von blossem Auge nicht erkennbar sind.
Vermutet der Tierarzt ein zu trockenes Auge, kann dies mit einem speziellen Papierstreifen (Schirmer-Tränentest) überprüft werden. Der kleine Teststreifen wird in das Unterlid eingehängt. Die Tränenflüssigkeit wird vom Teststreifen aufgenommen und das Resultat nach einer Minute abgelesen. Bildet das Auge zu wenig Tränenflüssigkeit, färbt sich der Teststreifen nur wenig an.
Gewisse Erkrankungen führen zu einem hohen Augeninnendruck, andere lassen den Druck absinken. Die Augendruckmessung (Tonometrie) ist nötig, um einen Grünen Star (Glaukom) zu diagnostizieren oder dessen Therapie zu kontrollieren.
Bei sehr speziellen Augenerkrankungen gibt es noch zahlreiche weitere Untersuchungsmöglichkeiten; so kann man zum Beispiel auch das Auge mittels eines speziellen Ultraschalls untersuchen oder die Netzhautfunktion durch eine Elektroretinographie messen. Je nach Zuchtprogramm wird sogar eine Augenuntersuchung verlangt. Dabei wird unter anderem der Kammerwinkel beurteilt bei Rassen, welche eine Veranlagung zum Grünen Star (Glaukom) haben. Diese Untersuchungen werden jedoch nur von ausgewiesenen Spezialisten durchgeführt.
Die Illustration zeigt den Aufbau eines Katzenauges. Das Sehorgan des Hundes ist grösstenteils gleich aufgebaut, auch das menschliche Auge entspricht bis auf wenige Ausnahmen dem selben Aufbau.
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Bindehautentzündung
Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist schnell vorhanden. Gerade im Frühling reagieren viele Tiere empfindlich auf Pollen oder andere Allergene. Es reicht aber auch etwas Zugluft oder die Klimaanlage im Auto. Viren, Bakterien oder Pilze können ebenfalls zu Entzündungen führen. Die Bindehäute erscheinen rot und geschwollen. Die Entzündung wird meist begleitet von klarem oder gelblichem Augenausfluss. Ist der Ausfluss klar und wässrig und sind die Bindehäute nur wenig gerötet, helfen meist milde pflanzliche oder homöopathische Augentropfen. Die Tropfen müssen mehrmals täglich in die Augen appliziert werden, weil sie durch den Tränenfilm immer aus dem Auge befördert werden. Verschlimmert sich die Bindehautentzündung jedoch oder verbessert sie sich nach 2 bis 3 Tagen nicht, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Bei stärkeren Entzündungen mit gelblich bis grünem, etwas dickerem Ausfluss ist Vorsicht geboten. Eine gründliche Untersuchung des Auges ist hier angezeigt, so dass keine Verletzung oder ein Hornhautgeschwür verpasst wird.
Bei Junghunden kommt es relativ häufig vor, dass die Augen etwas tränen und gerötet sind. Es handelt sich hierbei um eine spezielle Form der Bindehautentzündung. Das lokale Immunsystem entwickelt sich und reagiert im Zuge dieser Entwicklung teils etwas überhöht. Auch hier können Augentropfen Milderung verschaffen.
Tränende Augen
Die Tränen werden stetig neu gebildet, um die Oberfläche der Hornhaut oder der Bindehaut feucht zu halten. Der Tränenfilm schützt das Auge und enthält auch gewisse Enzyme, welche das Immunsystem bei der Erregerabwehr unterstützen. Der Überschuss der Tränen fliesst über den Tränenkanal in die Nase ab. Die Öffnungen dieser Kanäle liegen im inneren Augenwinkel und sind als kleine, dunkle Punkte auf dem Unterlid und Oberlid sichtbar. Ist der Tränenkanal geschwollen oder verstopft, können die Tränen nicht über die Nase abfliessen, sondern laufen stattdessen über das Gesicht ab und hinterlassen eine dunkle Tränenspur im Fell. Bei manchen Tieren sind diese Kanäle von Geburt an nicht vorhanden. Dies kommt bei gewissen Rassen, zum Beispiel bei der Perserkatze, gehäuft vor. Um festzustellen, ob der Tränenkanal durchgängig ist, spült der Tierarzt den Gang mit Hilfe einer Kanüle. Ist der Tränengang frei, tritt die Flüssigkeit am Nasenloch wieder aus.
Trockene Augen
Wenn nicht genug Tränenflüssigkeit produziert wird, können die Augen plötzlich stumpf und trocken aussehen. Dahinter steckt eine Erkrankung, die sich Keratokonjunktivitis sicca nennt. Dabei entsteht durch die Trockenheit eine Hornhaut- und Bindehautentzündung. Die Tränendrüsen produzieren nicht genug Tränenflüssigkeit, um das Auge feucht und
gesund zu erhalten und das führt zu einer Bindehautentzündung. Die Augen sind rot und geschwollen und oft durch eitrigen Ausfluss verklebt. Durch den fehlenden Tränenfilm ist die Hornhaut nicht mehr gut geschützt und schon kleine Staubkörner oder andere Fremdkörper können eine Entzündung und Trübung der Hornhaut verursachen. Bei sehr starken Entzündungen wachsen Gefässe in die Hornhaut ein. Es kann sich sogar ein Hornhautgeschwür bilden. Die Tränenproduktion lässt sich mit Hilfe des Schirmer-Tränentests messen. Die Ursache dieser Erkrankung ist meist eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem des Tieres richtet sich dabei gegen die Tränendrüsen und zerstört diese. Beim English Cocker Spaniel, dem West Highland White Terrier, dem Mops und auch beim Yorkshireterrier kann man diese Erkrankung gehäuft beobachten. Durch ciclosporinhaltige Salben kann man die Tränensekretion etwas erhöhen und Tränenersatzprodukte helfen mit, die Augen feucht zu halten. Bei sehr schlimmen, therapieresistenten Fällen kann man mit Hilfe einer Operation den Speicheldrüsengang umlegen, so dass er das Auge befeuchtet.
Hornhautentzündung
Die Hornhaut ist die äusserste Schicht des Auges und bildet dessen vordere Begrenzung. Sie kann quasi als Fenster ins Augeninnere betrachtet werden. Durch die Hornhaut fallen Lichtstrahlen ein, werden durch die Linse gebrochen und treffen auf die Netzhaut. Die Hornhaut schützt somit auch das Augeninnere.
Die meisten Hornhautentzündungen beginnen mit einer kleinen Verletzung. Dies kann ein Krallenhieb durch eine Katze oder aber auch ein Trauma durch Sträucher oder Dornen sein. Wenn sich die Hornhaut dann entzündet, wird sie trüb und es können sich kleine Blutgefässe an der Seite bilden. Schreitet die Entzündung weiter fort, bildet sich ein Hornhautgeschwür (Korneaulzer) auf der Oberfläche. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sich dieses sich nicht zu stark vertieft, ansonsten kann es passieren, dass das Auge ausläuft. Damit das Hornhautgeschwür sich nicht weiter verschlimmert, wird das betroffene Auge mit einer antibiotischen Salbe behandelt. Diese schützt die Oberfläche vor weiteren Verletzungen, indem sie einen Schutzfilm auf die Hornhaut legt, während das enthaltene Antibiotikum gegen die bakterielle Entzündung wirkt. Reicht die Salbe nicht aus und das Geschwür vertieft sich trotz Behandlung, gibt es weitere Möglichkeiten: Je nach Präsentation kann das Geschwür mit einem Bindehautlappen oder einer Nickhautschürze abgedichtet werden.
Eine spezielle Form bildet die Schäferhundekeratitis. Diese kommt zwar auch bei anderen Hunderassen vor, Schäferhunde und Schäfermischlinge sind jedoch besonders oft betroffen. Es handelt sich hierbei um eine oberflächliche Hornhautentzündung, welche durch starkes Sonnenlicht begünstigt wird. Anfangs wachsen Blutgefässe in die Hornhaut ein, später folgen Entzündungs- und Pigmentzellen. Es bildet sich ein grösser werdender bräunlicher Fleck auf der Hornhaut, welcher dem Hund zunehmend die Sicht nimmt. Hier greift das Immunsystem aus unbekannten Gründen die Hornhaut an, es kann bis zur vollständigen Erblindung führen. Eine frühzeitige Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten kann eine Erblindung normalerweise verhindern, die Therapie muss jedoch zeitlebens weitergeführt werden.
Bei vielen der sogenannten brachycephalen Rassen wie Mops, Pekinese und Shih Tzu kommt es durch eine chronische Irritation der Hornhaut zu einer Pigmentierung. Diese Erkrankung nennt sich Keratitis pigmentosa. Die betroffenen Hunde haben meist eine Fehlstellung der Lider im Nasenbereich, einen ungenügenden Lidschluss, oder aber die Nasenfalte irritiert die Hornhaut. Der innere Bereich der Hornhaut verfärbt sich bräunlich durch die Pigmentierung. Eine Dauerbehandlung mit entzündungshemmenden Augensalben ist vonnöten, um die Pigmentierung etwas aufzulockern und somit Sehbeschwerden zu verhindern. Ebenso sollte die Ursache der Irritation behandelt werden, zum Beispiel durch eine chirurgische Korrektur der Lidstellung oder durch die Entfernung der störenden Nasenfalte.
Bei Katzen sind meist Herpesinfektionen für Hornhautentzündungen verantwortlich. Das Virus führt zu Schädigungen der oberflächlichen Zellschichten und es kommt zu Trübungen und Gefässeinsprossungen in der Hornhaut. Eine spezielle Form der Hornhautentzündung bei der Katze ist die eosinophile Keratitis. Dabei lagert sich ein weisslicher Belag auf der Hornhaut ab und man sieht Gefässeinsprossungen. Die Erkrankung spricht gut auf Entzündungshemmer an. Speziell bei der Katze ist die Bildung von Hornhautsequestern. Hier bildet sich durch eine Verletzung oder eine chronische Irritation eine braune Verfärbung auf der Hornhaut. Perserkatzen scheinen dafür prädisponiert zu sein. Die veränderten Gebiete müssen chirurgisch aus der Hornhaut entfernt werden, um ein Abheilen zu ermöglichen. Mit antibiotikahaltigen Salben wird danach bis zur kompletten Heilung weiterbehandelt.
Werden Augenerkrankungen frühzeitig erkannt und richtig behandelt, steigert dies die Heilungschancen enorm.
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Grauer Star
Auch Hunde und Katzen können einen Grauen Star entwickeln, auch Katarakt genannt. Dabei trübt sich die Linse und die Tiere können nicht mehr richtig sehen. Die Krankheit schreitet soweit fort, bis die Linse komplett trüb ist und das Tier nichts mehr sieht. Diese Linsenveränderungen können angeboren oder vererbt sein. Sehr oft ist der Graue Star jedoch die Folge einer Krankheit, meist verursacht durch einen Diabetes. Der Graue Star lässt sich nicht mit Medikamenten behandeln, es ist jedoch möglich, die Linse operativ zu entfernen und durch eine Kunstlinse zu ersetzen, mit deren Hilfe das Tier wieder sehen kann. Wenn keine Komplikationen auftreten, ist der Graue Star nicht schmerzhaft und betroffene Hunde gewöhnen sich an die Blindheit.
Linsenluxation
Bei gewissen Tieren kann es möglich sein, dass sich die Linse verlagert und in den vorderen Augenbereich fällt. Dies ist besonders oft beim Jack Russell Terrier zu beobachten. Die Verlagerung der Linse führt zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks. Um ein Erblinden zu verhindern, muss die Linse wieder in ihre normale Position gebracht oder entfernt werden.
Grüner Star
Die Flüssigkeit im Auge wird konstant zwischen Auge und Blutkreislauf ausgetauscht. Im gesunden Auge besteht ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss von Kammerwasser. Es kann jedoch passieren, dass der Abfluss behindert ist. Somit kommt es zu einem plötzlichen, schmerzhaften Anstieg des Augeninnendrucks. Durch den Druck auf die Netzhaut wird
diese zerstört und die Hunde erblinden. Eine Erhöhung des Augeninnendruckes wird Grüner Star oder Glaukom genannt. Das Glaukom ist für die betroffenen Tiere äusserst schmerzhaft und eine Notfallsituation, welche sofortiges Handeln erfordert.
Die Ursachen des Druckanstiegs sind vielfältig. Ein Glaukom kann angeboren sein, als Folge anderer Augenerkrankungen oder durch eine Tumorerkrankung entstehen. Das betroffene Auge ist dabei meist gerötet und tränt. Mit Hilfe des Tonometers kann der Augendruck gemessen und falls nötig medikamentös gesenkt werden, indem die Produktion des Kammerwassers gehemmt wird. Reagiert das Auge nicht auf die Behandlung, kann es für den Patienten manchmal besser sein, das Auge zu entfernen, um dem Tier die Schmerzen zu ersparen.
Rassebedingte Probleme
Bei gewissen Hunde- und Katzenrassen können sich die Lider einrollen. Dies ist besonders oft bei Tieren mit faltiger Stirn wie dem Shar-Pei oder dem Chow-Chow zu beobachten, es sind jedoch auch andere Hunderassen betroffen. In den meisten Fällen ist das untere Augenlid beim Roll-Lid (Entropium) betroffen. Wimpern und Haare kratzen durch das Einrollen auf der Hornhaut und führen zu Entzündungen und in schlimmen Fällen auch zu Hornhautgeschwüren. Die Behandlung erfolgt durch eine chirurgische Korrektur des Lids. Je nach Schweregrad kann auch ein Hautlifting Abhilfe schaffen.
Das andere Extrem ist ein Hängelid (Ektropium). Dabei hängen die Lider herab oder stehen von der Hornhaut ab. Besonders deutlich ist dies beim Bernhardiner oder Neufundländer der Fall. Durch das Abstehen sammeln sich gerne Staub, Steinchen, Grassamen und andere Fremdkörper im Lid. In der Folge kommt es leicht zu Bindehaut- oder sogar Hornhautentzündungen. Auch hier kann in extremen Fällen die Chirurgie Abhilfe verschaffen.
Wann sollte mein Tier zum Tierarzt?
Sobald der Augenausfluss eitrig ist, ein Auge zugekniffen wird oder sich die ansonsten durchsichtige Hornhaut eintrübt, ist das sofortige Aufsuchen eines Tierarztes unerlässlich. Leichte Infektionen lassen sich gut zu Hause mit milden pflanzlichen Augentropfen behandeln. Sollte jedoch nach 2 bis 3 Tagen keine Besserung auftreten, ist es ebenfalls angezeigt, einen Tierarzt zu Rate zu ziehen.