Das Sexualverhalten von Kater und Katze
Katzen zeigen sehr deutlich, wenn sie zur Paarung bereit sind, und folgen dabei bestimmten Ritualen. Über Rolligkeit, Katerversammlungen und den kurzen Paarungsakt.
Text: Ruth Lisa Knapp Titelbild: MNStudio/stock.adobe.com
Aus gutem Grund müssen die meisten Hauskatzen heute als Kastraten leben. Man hat errechnet, dass eine einzige Katze theoretisch innerhalb von zehn Jahren bis zu achtzig Millionen Nachkommen haben kann. Das natürliche Sexualverhalten wird durch die Kastration ausgeschaltet, damit endet auch der Geschlechtstrieb. Das erspart unerwünschten Nachkommen viel Leid und ermöglicht den erwachsenen Katzen ein geruhsameres Leben. An unkastrierten Tieren mit Freigang lässt sich Folgendes beobachten:
Geschlechtsreife und Rolligkeit bei Katzen
Im Alter zwischen sechs und zwölf Monaten erreichen die meisten Katzen die Geschlechtsreife und streben von nun an unermüdlich danach, sich zu paaren. Am deutlichsten zeigt die weibliche Katze, dass sie einen Partner sucht. Sie sendet einen spezifischen Duft aus, miaut lauter und ausdauernder als sonst, gurrt, rollt sich auf dem Boden, reckt Hinterteil und Schwanz in die Höhe und frisst kaum. Findet keine Deckung statt, kehrt dieser Zustand alle drei bis vier Wochen immer wieder.
Die Kater reagieren auf den Sexuallockstoff und setzen selbst deutliche Duftmarken, indem sie verstärkt markieren. Auch sie rufen und machen sich auf den Weg, manchmal von weit her, um sich in der Nähe der rolligen Katze zu versammeln. Dabei nehmen sie das Risiko in Kauf, sich in das Territorium eines fremden Katers zu begeben, was zu Auseinandersetzungen führen kann. Was Menschen während der Hauptpaarungszeit im Frühjahr und Herbst für Wollustgeschrei halten, ist das lautstarke Gezänk unter Katern, die Eindringlinge und Rivalen damit vertreiben wollen.
Im Gegensatz zu den langwierigen Vorbereitungen dauert der Paarungsakt bei Katzen selbst nur wenige Sekunden.
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Vorbereitung der Paarung
Diese spannungsgeladenen Versammlungen können Tage andauern, solange das Weibchen, dem sie gelten, rollig ist. Die Katze lässt sich in einigem Abstand zu den Freiern nieder, während die Kater sie mit singenden Tönen zu locken suchen. Wenn aber einer von ihnen sich nähert, faucht und knurrt sie und attackiert ihn mit Krallenhieben. Er zieht sich zurück, ein anderer versucht vorsichtig sein Glück, indem er langsam und möglichst unbemerkt an die Katze heranrückt. Sie ist es, die entscheidet, wen sie an sich heranlassen möchte. Welche Gründe für sie den Ausschlag geben, wissen wir nicht, es muss jedenfalls nicht der stattlichste oder kämpferischste der Interessenten sein. In diesem Fall hört das Fauchen und Schlagen auf und der Kater kann einen Paarungsversuch unternehmen, während die anderen zusehen.
Der Paarungsakt der Katzen
Im Gegensatz zu den langwierigen Vorbereitungen dauert der Paarungsakt selbst nur wenige Sekunden. Der Kater fasst die Katze mit den Zähnen im Genick und hält sie so fest. Ist sie bereit, senkt sie den Oberkörper, reckt das Hinterteil hoch und legt den Schwanz zur Seite, damit er sie besteigen kann. Nach wenigen hastigen Stössen lässt der Kater von ihr ab und zieht sich blitzschnell zurück. Denn die Katze wendet sich gleich nach dem kurzen Akt um und schlägt fauchend auf ihn ein. Der Katerpenis ist nämlich mit kleinen Hornstacheln besetzt, was der Katze beim Herausziehen Schmerzen bereitet und gleichzeitig die Ovulation auslöst.
Nach einiger Zeit können weitere Kater ihr Glück versuchen, denn solange die Rolligkeit andauert, verlangt die Katze weiter nach dem schmerzhaften Koitus. Das Ritual beginnt von vorne. Es spiegelt die ganze Widersprüchlichkeit der Einzelgängerin Katze, die während dieser Phase die Nähe von Artgenossen suchen muss, die sie sonst meidet. Waren verschiedene Kater erfolgreich, werden die Jungen verschiedene Väter haben. So erklärt sich das unterschiedliche Aussehen von Kätzchen im gleichen Wurf.
Die neunwöchige Trächtigkeit
Während der anschliessenden Trächtigkeit, die um die 63 Tage dauert, wollen Katze und Kater nichts mehr voneinander wissen, und auch die Aufzucht der Jungen ist in der Regel ausschliesslich Aufgabe der Mutter. Eine Hauskatze bringt zwischen ein und acht Junge zur Welt. Bereits während sie den Nachwuchs säugt, kann sie wieder rollig werden, in Ausnahmefällen schon wenige Tage nach der Geburt.