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Gelenkprobleme bei Hunden

Gelenke sind ein wichtiger Teil des Bewegungs­apparates. Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken sind daher immer ernst zu nehmen und – im Falle von Hund oder Katze – tierärztlich abzuklären.

Text: Dr. med. vet. Danya Wiederkehr   Titelbild: wuschelpfoten/stock.adobe.com

 

Der Aufbau der Gelenke bei Hunden

Die Gelenke stellen flexible Verbindungen der Knochen untereinander dar. Ein echtes Gelenk besteht aus zwei Gelenksflächen – einem Gelenkskopf und einer Gelenkspfanne. Für den festen Zusammenhalt sorgen mehrere Bänder. Die Gelenkflächen sind mit Knorpel überzogen, dadurch wird eine gewisse Stossdämpfung erzielt und die Reibung minimiert. Der Gelenkknorpel enthält keine Nerven und Gefässe. Er ist daher nicht schmerzempfindlich. Im Gelenkspalt befindet sich die Gelenkschmiere (= Synovia), welche auch der Ernährung des Knorpels dient. Die Gelenkschmiere wird durch die Synovialmembran produziert, die der Gelenkskapsel auf der Innenseite anliegt. Damit die Gelenke bewegt werden können, müssen die Sehnen der Muskeln darüber hinwegziehen. Dadurch werden sie bei Bewegungen starken Belastungen ausgesetzt. Damit sie nicht reissen, werden sie über den Gelenken mit Schleimbeuteln unterlegt oder von Sehnenscheiden geschützt.

Die Gelenke sind nach der Form der Flächen, die sich im Gelenk berühren, benannt. So spricht man zum Beispiel von einem Kugelgelenk in Schulter und Hüfte oder von einem Scharniergelenk im Ellenbogen. Die Form der Gelenksflächen entscheidet auch über die Beweglichkeit des Gelenks.
Es gibt auch noch andere Arten von Gelenken. Zum Beispiel die Beckenknochen, die nur durch Bindegewebe miteinander verbunden und daher eingeschränkt beweglich sind. Oder die Wirbel, die durch Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben) verbunden sind und ebenfalls eingeschränkt beweglich sind.

Spezialfall Kniegelenk

Ein Spezialfall ist das Kniegelenk, da die Knochenenden schlecht aufeinanderpassen und eine Gelenkspfanne fehlt. Zwischen den Gelenkkörpern sind deshalb zwei Gelenkscheiben (Menisken) eingeschoben, wodurch die Inkongruenzen zwischen den Gelenkkörpern ausgeglichen werden. Die Kreuzbänder im Inneren und die Seitenbänder ausserhalb des Gelenks verleihen dem Knie eine hohe Stabilität. Die Kniescheibe dient als Schutz und stabilisiert zusätzlich.

Durch die benötigte hohe Flexibilität für die Bewegung der Gelenke sind deren Stabilität aber Grenzen gesetzt. Zu starke physikalische Einflüsse können zu Verstauchungen, Verrenkungen und Luxationen führen. Diese Verletzungen verheilen nach einiger Zeit der Ruhe wieder vollständig.

Abnutzungserscheinungen der Gelenke können mit zunehmendem Alter zu einer Arthrose bei Hunden führen. Betroffen sind vor allem grosse Hunderassen, aber auch Übergewicht, Stellungsanomalien sowie Fehl- und Überbelastungen können Ursachen sein.
Foto: Sylvie Bouchard/stock.adobe.com

Arthrosen bei Hunden

Abnutzungserscheinungen von Gelenken und vor allem des Gelenkknorpels sind mit zunehmendem Alter vom Hund normal. Unter besonderen Belastungen, Fehlstellungen oder zu hohem Gewicht kann es zu einem vorzeitigen Verschleiss des Knorpels und damit zu krankhaften Deformationen der Gelenke kommen. Diese Veränderungen werden Arthrosen genannt. Ursachen sind aber nicht nur altersbedingte Abnutzung, Stellungsanomalien sowie Fehl- und Überbelastung, sondern auch Veränderungen im Vitamin- und Mineralstoffwechsel und genetische Veranlagungen.

Grosse Hunderassen häufiger von Arthrosen betroffen

Arthrosen sind vor allem bei grossen Hunderassen bekannt, aber auch Hunde und Katzen mit Übergewicht sind zunehmend davon betroffen. Es sind viele verschiedene Arten von Arthrosen bekannt, die sich in ihren pathophysiologischen Vorgängen unterscheiden. Als Beispiel die Osteochondrosis dissecans (OCD), die mehrheitlich bei grossen, schnellwüchsigen Hunderassen vorkommt. Durch die Überbelastung wird das Gelenkknorpelwachstum angeregt und der Gelenkknorpel dadurch verdickt (Hyperplasie). Da Knorpel, wie oben beschrieben, fast nur durch die Synovia ernährt wird, ist durch den verdickten Knorpel die Versorgung der tieferen Knorpelschichten verschlechtert, so dass sie degenerieren. Dadurch entstehen Nekrosen, welche zu einer Ablösung der Gelenkknorpelschicht führen. Das Gelenk ist stark entzündet ohne Beteiligung von Bakterien (sterile Entzündung). Teilweise können auch Knochenteile mit abgelöst werden (Gelenk-Chips).

Chronische Arthrose

Im Gegensatz dazu beginnt eine chronische Arthrose mit einem Defekt oder einer Degeneration des Knorpels, was zu einem Schwund des Knorpels führt. Dadurch wird nach einiger Zeit die knöcherne Oberfläche freigelegt. Die Gelenks­flächen werden abgeschliffen und abgeflacht. Die Freilegung des Knochens ist sehr schmerzhaft. Ein einmal zerstörter Knorpel kann nicht mehr regenerieren. Arthrosen sind progressiv, d.h., die Symptome verstärken sich mit der Zeit.

Obwohl die Hüftgelenkdysplasie der Hunde eine Arthrose verursacht, gehört sie zu den Gelenksmissbildungen. Gelenksmissbildungen sind angeboren und damit vererbbar. Die Hüftgelenkdysplasie ist eine Inkongruenz des Hüft­gelenkes. Die Gelenkspfanne ist zu flach ausgebildet und bietet so dem Kopf des Oberschenkelknochens nicht genügend Halt. Dies führt zu Luxationen, Deformierungen des Oberschenkelknochenkopfes, Knorpelverlust und damit Freilegung des Knochens. Weiter können Nekrosen im Knochen, Bänderrisse und -überdehnungen, Risse in der Gelenkkapsel sowie Knorpel- und Knochenwulstbildung entstehen. Ausserdem kann auch eine zu schwach ausgebildete Beckengürtelmuskulatur zu einer erhöhten Belastung am Rand der Gelenkspfanne führen und ähnliche Verän­derungen bewirken.

Therapie von Arthrose bei Hunden

Die Therapie von Arthrosen ist unspezifisch und meist nur symptomatisch. Wichtig dabei ist, die Belastung auf das Gelenk zu verringern und die Stellung zu optimieren. Medikamentös kann mit Entzündungshemmern und Schmerzmitteln eine Besserung der Symptome erreicht werden.
Zusätzlich ist häufig eine Gewichtsreduktion, viel Ruhe und moderate Bewegung angezeigt, wie zum Beispiel Bewegung im Wasser oder langsames Spazieren.

Nahrungsergänzungsmittel als Hilfe gegen Arthrose

Eine andere Möglichkeit ist die Fütterung von chondro­protektiven (= den Knorpel schützenden) Nahrungsmittelzusätzen, die über den Tierarzt erhältlich sind (Glucosamin, Chondroitinsulfat und Manganascorbat). Bei prädestinierten Tieren (grosse und übergewichtige Hunde, übergewichtige Katzen) kann schon in jungem Alter ein protektives Futter mit diesen Inhaltsstoffen gefüttert werden, um die Knorpel- und Gelenksgesundheit so lange wie möglich zu erhalten.

Der Tierarzt diagnostiziert die Art der Gelenkserkrankung und empfiehlt geeignete Behandlungsmöglichkeiten.
Foto: Martin Schlecht/stock.adobe.com

Arthritis bei Hunden

Die Arthritis unterscheidet sich von der Arthrose. Sie ist definiert als eine Entzündung der Synovialmembran, also des inneren Teils der Gelenkskapsel. Teilweise werden aber auch hier die Knorpel- und Knochenstrukturen involviert.

Meist ist eine Arthritis septisch, d.h. durch Bakterien oder Viren bedingt. Dabei kann der Erreger aus der Blutbahn, aus der unmittelbaren Umgebung oder durch eine offene Verletzung des Gelenkes eindringen. Bekannte Ursachen für Arthritis bei Hund und Katze ist die Borreliose. Bei Hunden ist das Staupevirus ein Grund für Polyarthritis (= mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen).

Arthritiden können aber auch aseptisch (steril) sein. Solche Entzündungen können durch ein Trauma, Autoimmun­erkrankungen oder Stoffwechselstörungen ausgelöst werden.
Wie bei den Arthrosen werden zur Therapie Schmerzmittel und Entzündungshemmer eingesetzt und es wird Ruhe verordnet. Bei bakterieller Ursache werden Antibiotika verschrieben.