Wieviel sollte meine Katze trinken?
Katzen trinken grundsätzlich wenig. Das kann sich in der heutigen Lebensform von Hauskatzen negativ auf deren Gesundheit auswirken. Umso wichtiger ist es, das Trinkverhalten unserer Katze genau im Auge zu behalten.
Text: Dr. med. vet. FVH Luzia Klauser Titelbild: photografspb/stock.adobe.com
Die Vorfahren unserer Hauskatzen, die heute noch lebenden Falbkatzen, decken den Grossteil ihres Flüssigkeitsbedarfs über die Nahrung ab – ihre Beutetiere bestehen bis zu 80 Prozent aus Wasser. So brauchen sie nur geringe Mengen an Wasser zusätzlich. Das kommt ihnen im trockenen Klima des Nahen Ostens, wo Wasserquellen sehr rar sind, entgegen. Obwohl unsere Hauskatzen schon lange domestiziert sind und sich an das Leben mit uns Menschen angepasst haben, hat sich ihr Trinkverhalten kaum verändert. Katzen sind und bleiben schlechte Trinker.
Soviel sollte Ihre Katze trinken
Als Richtwert benötigt eine normale Hauskatze täglich circa 50 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht. Somit sollte eine vier Kilogramm schwere Katze circa 200 Milliliter Flüssigkeit pro Tag aufnehmen. Frisst die Katze normales hochwertiges Nassfutter, deckt dieses Futter den Grossteil der benötigten Flüssigkeitsmenge bereits ab. Bei der Fütterung mit Trockenfutter jedoch, welches nur einen Flüssigkeitsanteil von maximal 14 Prozent aufweist, muss die Katze zusätzlich 100 bis 150 Milliliter Wasser pro Tag trinken. Der genaue Wasserbedarf einer Katze hängt jedoch von vielen zusätzlichen Faktoren ab. Je nach Umgebungstemperatur, Aktivitätsgrad, Gewicht und Alter der Katze, Salzgehalt des Futters etc. verändert er sich. Trächtige und säugende Kätzinnen benötigen ebenfalls mehr Flüssigkeit.
Auswirkung von zu wenig Trinken
Wasser ist lebenswichtig. Es dient als Lösungsmittel und sorgt dafür, dass Enzyme optimal wirken können. Durch den normalen Stoffwechsel scheiden Säugetiere über Urin, Kot, Schweiss und Atmung jeden Tag Flüssigkeit aus. Wird dieser Verlust nicht adäquat ersetzt, trocknet der Körper aus. Die Schleimhäute werden pappig, die Haut trocknet aus und ist weniger elastisch, das Blut verdickt sich, und der Urin wird stärker konzentriert. Unsere Hauskatzen sind grundsätzlich trinkfaul und nehmen meist viel zu wenig Flüssigkeit auf. Dies kann auch negative Auswirkungen haben. Wird der Urin zu stark konzentriert, können sich Harnblasensteine oder Nierensteine bilden. Auf lange Sicht kann es auch zu weiteren Nierenproblemen und anderen Folgeschäden kommen.
Die Nieren filtrieren das Blut und reinigen es. Abfallstoffe und überflüssige Salze werden durch den Urin aus dem Körper ausgeschieden. Wenn der Urin durch die knappe Wasseraufnahme sehr stark konzentriert wird, können diese Salze in Form von Harnkristallen in der Blase oder im Nierenbecken ausfallen. Die kleinen Kristalle wachsen mit der Zeit und entwickeln sich zu Harngriess und später auch zu Harnsteinen. Begünstigt wird das Wachstum von Steinen auch durch häufige Harnwegsentzündungen, unausgewogene Futtermittel, Übergewicht und Bewegungsmangel.
So erstaunt es nicht, dass sehr oft gut genährte Wohnungskatzen an Harnsteinen leiden. Am Anfang verursachen die Steine meist noch keine Probleme. Mit zunehmendem Wachstum irritieren die Harnsteine jedoch die Blasenschleimhaut, es kommt zu Entzündungen der Harnwege und zu blutigem Urin. Manchmal können die Steine die Harnröhre auch verstopfen, sodass kein Urin mehr abgesetzt werden kann. Betroffene Katzen sind schlapp und fressen nicht mehr. Eine solche Harnröhrenverstopfung ist ein lebensbedrohlicher Notfall!
Es gibt verschiedene Arten von Harnsteinen, die sich in ihrer chemischen Zusammensetzung unterscheiden. Am häufigsten sind Struvitsteine. Sie entstehen vor allem dann, wenn der Urin einen zu basischen pH-Wert in Folge von häufigen Blasenentzündungen oder ungünstiger Fütterung hat. Die zweithäufigsten Harnsteine sind Kalziumoxalatsteine. Ihr Entstehen wird primär durch die Futterzusammensetzung und die Trinkmenge beeinflusst. Gewisse Rassen wie Burma-, Perser und Himalayakatzen scheinen ein erhöhtes Risiko zu haben.
Die Steine müssen häufig operativ entfernt und dann im Labor analysiert werden. Die wichtigste Massnahme, um ein Wiederauftreten von Harnsteinen zu verhindern, ist die dauerhafte Fütterung eines speziellen Diätfutters. Ausserdem sollten betroffene Tiere viel trinken und häufig Harn absetzen. Dadurch wird der Harn verdünnt und die Harnwege werden besser durchgespült, sodass sich weniger neue Kristalle bilden können.
Hatte Ihre Katze bereits Probleme mit der Blase oder mit Blasensteinen, sollte ihr Futter entsprechend angepasst werden. Ein hochwertiges Nassfutter mit ausbalanciertem Salzgehalt und ohne Zuckerzusatz hilft bereits, den Grundbedarf an Flüssigkeit zu decken. Gewisse Katzen jedoch bevorzugen ihr bekanntes Trockenfutter. Dieses kann man etwas anfeuchten und die hinzugefügte Wassermenge schrittweise erhöhen.
Trinkfaule Katzen können mithilfe eines Trinkbrunnens zur Flüssigkeitsaufnahme motiviert werden.
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Vermehrte Wasseraufnahme
Was aber, wenn die Katze plötzlich auffallend viel trinkt? Übermässiger Durst kann auch auf eine Krankheit hinweisen. Als häufigste Ursachen kommen eine Nierenerkrankung oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) in Frage. Aber auch bei einer Schilddrüsenüberfunktion, Leberproblemen, Vergiftungen, Fieber, Entzündungen, Stress, Schmerzen, Harnwegsentzündungen oder Durchfall kann übermässiges Trinken auffallen.
Bei einer chronischen Nierenerkrankung, wie sie sehr häufig bei älteren Katzen vorkommt, können die Nieren den Urin nicht mehr gut konzentrieren. Der Körper verliert dadurch mehr Flüssigkeit als gewollt und die Katze trocknet aus. Um diesen Verlust auszugleichen, trinken betroffene Katzen mehr. So ertappen manche Halter ihre Katze dabei, wie sie aus allen möglichen Wasserquellen grosse Mengen trinken.
Bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) liegt eine eingeschränkte Insulinwirkung vor, sodass der mit der Nahrung aufgenommene Zucker nicht in den Zellen verwertet werden kann. Durch das übermässige Zuckerlevel im Blut kommt es auch zu einer vermehrten Ausschüttung von Zucker im Urin. Dies bewirkt wiederum, dass die Katzen mehr pinkeln müssen. Um diesen Flüssigkeitsverlust auszugleichen, trinken die Katzen dann plötzlich grosse Mengen. Eine Diabetes geht aber auch meist mit anderen gesundheitlichen Problemen einher. Die betroffenen Katzen verlieren trotz gutem oder gesteigertem Appetit an Gewicht, haben ein stumpfes Fell und zeigen teils auch einen veränderten Gang. Trinkt Ihre Katze plötzlich auffallend viel, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden, um die Ursache herauszufinden.
Die Katze zum Trinken animieren
Es gibt viele kleine Tipps und Tricks, um die Katze zu einer vermehrten Wasseraufnahme zu animieren. Sehr beliebt sind hierbei Trinkbrunnen. Das plätschernde Wasser animiert viele Katzen dazu, mehr zu trinken. Gewisse Stubentiger bevorzugen frisches Wasser, andere trinken lieber Regenwasser aus den Pflanzentöpfen oder direkt aus der Giesskanne. Doch Vorsicht: Darin sollte sich kein Dünger befinden! Probieren Sie auch mal gefiltertes Wasser oder stilles Mineralwasser aus. Allgemein sollten verschiedene Näpfe an verschiedenen Orten positioniert werden. So hat die Katze eine grosse Auswahl und kann ganz nach ihrem Gusto auswählen. Katzen trinken über den Tag verteilt meist kleine Mengen. Bitte achten Sie darauf, dass die Näpfe regelmässig gründlich gereinigt werden, sodass sich keine Keime an der Schale absetzen und faulige Gerüche entstehen.