Wie Hunde gut durch den Winter kommen
Fällt der erste Schnee, begeistern sich viele Hunde für die weisse Pracht. Klirrende Kälte, nasskaltes Wetter und sogar Schnee können den Vierbeinern aber auch zu schaffen machen. Mit diesen Tipps wird der Winter zum stressfreien Vergnügen.
Text: Regina Röttgen Titelbild: ksuksa/stock.adobe.com
Nicht alle Hunde sind im Winter gut geschützt
Fallen die Temperaturen, mümmeln wir Menschen uns in flauschige Mäntel und dicke Stiefel ein. Zum Glück sind die meisten Hunderassen und Mischlinge besser gegen das winterliche Wetter gewappnet als wir. Alaskan Malamute, Berner Sennenhund, Bernhardiner, Neufundländer, Pyrenäenberghund, Samojede, Siberian Husky und Tibetanische Dogge sind aufgrund ihrer dichten Unterwolle und ihres teils voluminösen Fells bestens gegen Kälte gerüstet. Anders ist das bei Hunden mit einem kurzen und sehr dünnen Fell, aber auch bei kranken, alten oder besonders jungen Vierbeinern. Ihnen fehlt die nötige Konstitution oder das schützende Unterfell, um Nässe und Kälte zu trotzen. Zudem ist Bewegung entscheidend: Beim Spaziergang gemächlich oder nur zögernd dahintrottende Hunde frieren rascher als ihre aktiven Artgenossen.
Auch Hunde können frieren
Doch selbst Hunde, die von der Natur gut gegen Kälte und Feuchtigkeit ausgestattet wurden, können im Winter frieren. Denn dünne Hunde frösteln schneller als Normalgewichtige, die mehr Körperfett und Unterhautfett vorweisen können. Als grobe Regel gilt laut Forschern der US-amerikanischen Tufts University: Hunde unter 10 Kilogramm Körpergewicht frieren bereits bei Temperaturen unter 5 Grad Celsius. Temperaturen zwischen 0 und minus 7 Grad Celsius empfinden aber auch schwerere Vierbeiner als unangenehm. Für kanine Leichtgewichte sind leichte Minusgrade jedoch bereits kritische Temperaturen. Noch tieferen Temperaturen gehen selbst grosse Hunde lieber aus dem Weg und bevorzugen die warme Stube, selbst wenn sie mit über 25 Kilogramm Körpergewicht erst ab etwa minus 15 Grad Celsius so richtig frieren würden. Doch all dies sind allgemeine Schätzungen. Das Kälteempfinden von Hunden ist wie beim Menschen vor allem individuell.
Faktoren, die kälteempfindlich machen
- Dünnes und kurzes Fell: Dobermann, Französische Bulldogge, Boxer, Rhodesian Ridgeback, Greyhounds oder mexikanische Nackthunde – kurzes Fell und wenige bis gar keine Unterwolle schützen nur unzureichend vor Kälte und Feuchtigkeit.
- Zierliche Statur: Rassen wie Chihuahua, Affenpinscher, Zwergspaniel, Malteser und Deutscher Spitz sind aufgrund ihrer Statur gegen Kälte extrem empfindlich. Auch der Dackel ist mit seinen kurzen Beine gegen Kälte und Feuchtigkeit von unten nicht gut gewappnet.
- Welpenzeit: In den ersten Lebensmonaten sind weder die Abwehrkräfte noch die Fellstruktur vollständig entwickelt. Auch die Organe befinden sich noch im Wachstum. Welpen sind daher besonders anfällig für extreme Temperaturen.
- Alter und Immunschwäche: Kranken und alten Hunden fällt es meist schwerer sich ausreichend zu bewegen. Doch ist viel Bewegung wichtig, um die Körpertemperatur aufrecht zu halten.
- Gelenkerkrankungen: Feuchtigkeit und Kälte erschweren die Durchblutung und verspannen die Muskulatur – mit schmerzhaften Folgen. Dies führt zu einem höheren Kälteempfinden.
Fell und Pfoten schützen
Um im Winter bestmöglich gegen Kälte und Feuchtigkeit geschützt zu sein, bekommen viele Hunde im Herbst ein entsprechendes Fell mit dickerer Unterwolle. Dieser Fellwechsel wird durch die Veränderungen im Tageslicht und die Temperaturen eingeleitet und zieht sich über mehrere Wochen. Durch den ständigen Wechsel zwischen den kaltfeuchten Gassirunden und warmer, teils trockener Heizungsluft haaren diese Hunde jedoch selbst nach dem Fellwechsel weiterhin ab und an. Zudem kann es aufgrund von trockener Haut und brüchigen Haaren zu Juckreiz kommen. Am besten bürstet man den Hund im Winter täglich, um die nun vermehrt ausfallenden Unterhaare rasch zu entfernen und Platz für neue zu schaffen.
Doch auch Vierbeiner ohne oder mit nur wenig schützender Unterwolle sollten nach jedem Spaziergang gebürstet werden. So befreit man sie von eventuellen Mitbringseln des Spaziergangs wie Eisreste oder Dreck und verhindert, dass sich im feuchten Fell Verfilzungen bilden können. Gerade Hunde mit längerem Fell leiden öfters unter Eisklumpen in den Haaren, die sich vorzugsweise an der Brust, den Flanken, unterm Bauch, an den Beinen und Pfoten bilden. Das Fell in den Zehenzwischenräumen sollte daher mittels einer Nagelschere stets kurzgehalten werden. Bei den anderen felligen Körperpartien bietet Haaröl Abhilfe. Vor dem Spaziergang sparsam auf die betroffenen Stellen aufgetragen, verhindert das Haaröl meistens ein Anhaften des Schnees.
Splitt und Streusalz sind gefährlich für Hunde
Nicht nur Schnee, sondern auch Streusalz, Splitt, glatte Wege und kaltes Wasser können für den Vierbeiner äusserst unangenehm werden. So trocknet Streusalz die Ballenhaut an den Pfoten aus, wodurch sie reissen, schmerzen und sich entzünden kann. Auch scharfkantiger Splitt kann an den Ballen zu Verletzungen führen. Pflegeprodukte für die Pfoten helfen dabei, das Verletzungsrisiko zu minimieren. Dafür werden die Ballen vor dem Spaziergang einfach mit einer Pfotencreme eingerieben. Ausserdem sollte man nach jedem Spaziergang die Zwischenräume der Pfoten des Vierbeiners auf Steinchen, Schmutz, Eisklumpen und kleinste Verletzungen kontrollieren. Schmutz und Eisklumpen entfernt man am besten mithilfe lauwarmen Wassers. Gewaltsames Abreissen könnte zu Verletzungen an der Haut führen. Die abgetrockneten Pfoten können bei Bedarf erneut mit einem Pfotenpflegeprodukt eingecremt werden – solange der Hund nicht dazu neigt, es sofort wieder abzuschlecken.
Bleibt der Hund draussen immer wieder unerwartet stehen, schüttelt seine Pfote oder humpelt plötzlich, ist ein Pfotencheck auch während der Gassirunde angebracht. Mit Hunden, die bislang nicht daran gewöhnt sind ihre Pfoten kontrollieren zu lassen, sollte schon zeitig zuhause geübt werden. Besonders empfindliche oder verletzte Pfoten können durch Hundeschuhe geschont werden. Passen Grösse und Qualität, bieten atmungsaktive Modelle guten Schutz. Zu kleine, grosse oder luftundurchlässige Modelle hingegen können zu Druckstellen und Entzündungen führen.
Temperaturen unter 0 Grad Celsius sind für die meisten Hunde unangenehm, für kleine Rassen jedoch bereits kritisch. Unabhängig von Rasse, Alter und Gesundheit frieren Vierbeiner bei klirrendkalten Temperaturen am schnellsten an Pfoten, Ohren, Schnauze und Bauch.
Foto: Galina/stock.adobe.com
Sicher unterwegs
Sobald die Tage kürzer und die Nächte länger werden, fallen viele Spaziergänge in die Dunkelheit. Beim Spaziergang sollten Hund und Halter daher gut sichtbar sein. Für Letztere eignen sich hierfür am besten bunte oder mit Reflektoren ausgestattete Jacken. Der Hund sollte bei Freilauf für seinen Menschen und auch andere Verkehrsteilnehmer stets gut zu erkennen sein: Reflektierendes Halsband respektive -geschirr, Warnweste, reflektierender Hundemantel oder reflektierende Anhänger erhöhen die Sicherheit. Rundum-Leuchthalsbänder, vor allem blinkende, sind umstritten, da noch ungeklärt ist, inwieweit sie dem Hund schaden könnten. Vom Menschen wissen wir, dass Blink- und Blitzlichter epileptische Anfälle auslösen können.
Nur weil es kalt ist, müssen die Gassirunden natürlich nicht gleich kürzer ausfallen. Ältere und kranke Hunde sollten zwar nur kurze Runden drehen, denn sie frieren leichter. Im Gegenzug kann man mit ihnen öfters rausgehen. Mit einem aktiven Hund hingegen dürfen die Winterspaziergänge auch weiterhin länger ausfallen. Insbesondere «winterfeste» Exemplare mit dichter Unterwolle kommen bei Schnee und Kälte oftmals erst richtig in Fahrt. Wichtig ist für alle, dass keine Pausen eingelegt werden, in denen der Hund auskühlen könnte.
Zittert der Hund, zieht seinen Schwanz ein, geht nur zögerlich, verkrampft sich oder versucht mit für ihn ungewohntem Tatendrang der Kälte entgegenzuwirken, dann friert er sehr wahrscheinlich und gehört nach Hause. Gerade für leicht frierende Hunde kann es im Winter angenehm sein, einen Mantel oder Pullover zu tragen. Durchnässen darf die Bekleidung nicht, sonst friert sein Träger noch schneller.
Schnauze weg vom Schnee
Ein besonderes Augenmerk sollte während der Gassirunde auf dem Schnee liegen. Langeweile, Übermut oder Neugierde … Hunde schnappen auf dem Spaziergang gerne mal einen Happen Schnee. So schön die weisse Pracht auch ist, als Snack sollte sie nicht dienen. Auch wenn es individuell ist, wie viel Schnee ein Hund vertragen kann, Kälte sowie die im Schnee enthaltenen Substanzen können Mandeln, Rachen oder Magenschleimhaut reizen. Letzteres wird auch Schneegastritis genannt. Sind Rachen oder Mandeln entzündet, würgt der Vierbeiner und erbricht weissen Schaum. Meist streckt er zudem Kopf und Hals nach oben und hustet. Zwar klingt eine Mandel- und Rachenentzündung in der Regel von allein ab. Dem Hund zuliebe sollte dennoch eine Tierarztpraxis aufgesucht werden, damit er während der Genesung nicht unnötig Schmerzen ertragen muss.
Bei einer Schneegastritis hingegen gehören Gurgeln im Darm oder Magen, Durchfall, Bauchschmerzen mit angespannter Bauchdecke, gekrümmter Rücken, Fieber und Erbrechen von Schaum zu den gängigen Symptomen. In diesem Fall ist Schonkost angesagt. Die bewährte Magen-Darm-Diät aus gekochtem Reis, Hühnerfleisch und Hüttenkäse sollte in Zimmertemperatur serviert werden, ebenso wie das Trinkwasser. Nach wenigen Tagen beruhigt sich der Magen-Darm-Trakt dann wieder. Verbessert sich der Allgemeinzustand des Vierbeiners jedoch nicht oder wird gar schlechter, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden.
Ist der Schnee verunreinigt, reichen oft schon kleine Mengen und der Snack kann zum Notfall werden. Zum Beispiel können Splitt oder Streusalz, aber auch Frostschutzmittel im Schnee angetroffen werden. Letzteres ist ein häufiger Bestandteil von Streusalz und für den Hund hochgiftig. Nicht nur schädigt das Salz Pfoten und Magenschleimhaut, das enthaltene Frostschutzmittel Ethylenglykol, aufgrund seines süsslichen Geschmacks ganz nach dem Gusto von Hunden, führt bereits in kleinen Mengen zu schweren Nierenschäden bis zu tödlichem Nierenversagen. Es kann auch durchs Ablecken der verunreinigten Pfoten vom Hund aufgenommen werden. Wege mit Streusalz sollten daher grundsätzlich gemieden werden.
Sofern der Schnee sauber ist, ist das Fressen der weissen Pracht in kleinen Mengen für die Vierbeiner meist unproblematisch. Gesundheitlich sensible Hunde sollten allerdings auf diesen Snack verzichten.
Foto: Karoline Thalhofer/stock.adobe.com
Den Hund vor Nässe und Zugluft schützen
Doch auch ohne etwas Schädliches zu fressen, können unsere Hunde im Winter krank werden. Denn: Kälte und Nässe machen den Hund anfälliger für Infekte. Wenn das Fell durch die feuchte Luft, Regen oder Schnee nass wird und sich noch ein stärkerer Wind dazugesellt, ist das Erkältungsrisiko besonders hoch. Deshalb sollte der Hund nach einem Winterspaziergang stets gut abgetrocknet werden. Auch in der Wohnung gilt: Keine Zugluft und ausreichend warme Untergründe, auf die sich der Vierbeiner nach Lust und Laune legen kann.
Auch im Winter sollte nicht auf die Parasitenprophylaxe verzichtet werden. Bei klirrender Kälte und Schnee sind unsere Vierbeiner zwar vor Zecken und Grasmilben gefeit. Steigen die Temperaturen jedoch, wenn auch nur kurzfristig, auf über sieben Grad, werden die Plagegeister aktiv.
Ernährung anpassen
Um gesund durch den Winter zu kommen, brauchen manche Hunde zudem eine angepasste Ernährung mit mehr Kalorien. So zum Beispiel Hunde, die draussen leben. Zum Leben ausserhalb unserer vier Wände sind nur wenige Rassen mit entsprechender und intakter Unterwolle wie der Husky oder Herdenschutzhunde wirklich geeignet. Ferner müssen die gesetzlichen Vorschriften zu Grösse, Wärmedämmung und Schutz gegen Kälte und Nässe eingehalten werden. Natürlich sollte der Vierbeiner es bereits gewohnt sein, draussen zu leben. Nur dann entwickelt er nämlich auch ein ordentliches Winterfell. Des Weiteren sollte das Futter von Hunden, die für Sport, Jagd oder Mushing eingesetzt werden, entsprechend angepasst werden. Letztlich gilt auch für Wohnungshunde: Je mehr sich der Hund im Winter bewegt und Kälte ausgesetzt ist, desto mehr Kalorien benötigt er, um seine warme Körpertemperatur beizubehalten.
Dieser Online-Ratgeber ist die Zusammenfassung eines ausführlichen Artikels aus dem renommierten Schweizer Hunde Magazin. Wenn Sie tiefer in die Welt der artgerechten Hundehaltung eintauchen möchten, laden wir Sie herzlich ein, das Schweizer Hunde Magazin zu abonnieren.
Entdecken Sie das Schweizer Hunde Magazin
Der unentbehrliche Begleiter für alle Hundebesitzer!
Ihre Vorteile auf einen Blick
9 Ausgaben pro Jahr: Mehr als 60 Seiten pro Ausgabe mit wertvollen Informationen und praktischen Tipps rund um die Haltung von Hunden.
Fachwissen für Hundehalter: Profitieren Sie vom Wissen von führenden Hundeexperten und Tierärzten.
Vielfältige Themen: Von Gesundheit und Pflege über Erziehung bis hin zu Ernährung.
Sichern Sie sich Ihr Abo für nur CHF 69.– und werden Sie Teil einer engagierten Hundehalter-Community.