Kinderkrankheiten bei Hunde- und Katzenwelpen erklärt

Typische Kinderkrankheiten

Im Folgenden beschreiben wir die häufigsten und relevantesten Erkrankungen bei Hunden- und Katzenwelpen und geben eine kleine Übersicht zu Erkrankungen von trächtigen Hunden und Katzen sowie Erkrankungen im Zusammenhang mit der Geburt. Darüber hinaus thematisieren wir noch rassetypische Krankheitsbilder von Hundewelpen.

Text: Dr. med. vet. Friederike Wolf / www.vettrust.ch  Titelbild: famveldman/stock.adobe.com

Infektiöse Krankheiten

Welpen nehmen nicht nur im klassischen Sinne Nahrung mit der Muttermilch zu sich, sondern bekommen gleichzeitig auch Antikörper von der Mutter zum Schutz gegen Krankheiten. Besonders im so genannten Kolostrum sind diese zahlreich enthalten. Dies ist die erste Milch nach der Geburt, welche sehr hochkonzentriert ist. Zwischen der vierten und zwölften Lebenswoche sind Welpen besonders empfindlich gegenüber Infektionskrankheiten, da ihre eigenen Antikörper noch nicht ausreichend vorhanden sind. Gleichzeitig reicht die Anzahl der Antikörper, welche sie mit dem Kolostrum der Mutter aufgenommen haben, nicht mehr für einen umfassenden Schutz. Die wichtigsten Infektionskrankheiten bei Hundewelpen sind die Herpesvirus-Infektion, Staupe, die Parvovirus-Infektion und der Zwingerhusten. Bei Katzen­welpen spielen vor allem der Katzenschnupfen und die FIP eine Rolle.

Wenn man von dem sogenannten «infektiösen ­Welpensterben» spricht, ist die Ursache das Herpesvirus. Für erwachsene Hunde ist es eher ungefährlich, wohingegen Welpen meistens daran versterben. Behandeln kann man das Virus nicht, weswegen eine Vorbeugung durch eine Impfung der Mutterhündin vor oder sogar während der Trächtigkeit besonders wichtig ist.

Staupe ist ebenfalls eine Virusinfektion, die vor allem Welpen im Alter von drei bis sechs Monaten betrifft, es können aber Hunde jeden Alters daran erkranken. Eine Impfung bietet auch hier einen unerlässlichen Schutz. Staupe ist dank guter Impf-vorbeugungen in unseren Regionen sehr selten anzutreffen.

Von dem Parvovirus sind meistens eher die älteren Welpen ab dem dritten Lebensmonat betroffen. Dies ist eine hochansteckende Viruserkrankung, bei der die Welpen unter starken Durchfällen, Erbrechen, Abgeschlagenheit, Inappetenz und Fieber leiden. Diese Krankheit spielt vor allem bei Welpen aus dem Ausland eine Rolle, welche unter schlechten Bedingungen gehalten und in die Zielländer zum Verkauf transportiert worden sind.

Der Zwingerhusten wird durch mehrere Erreger (hauptsächlich Viren, aber teils auch Bakterien) verursacht. Es können Hunde jeden Alters daran erkranken, aber besonders schwer verläuft sie bei Welpen im Alter von sechs Wochen bis sechs Monaten. Diese Erkrankung spielt hauptsächlich bei Hunden eine Rolle, welche in grossen Gruppen unter schlechten Haltungsbedingungen leben.

Es gibt zahlreiche Erreger, die zum Katzenschnupfen dazugehören. In den meisten Fällen handelt es sich aber um Herpesviren oder Caliciviren. Je nachdem können dann unterschiedliche Symptome auftreten. Bei einer Herpesvirus-Infektion kann es beispielsweise zu starken Augenentzündungen oder bei Caliciviren-Infektion kann es zu Geschwüren im Maul- und Zungenbereich kommen. Auch hier spielt die Impfung des Muttertiers im Vorfeld eine grosse Rolle.

Bei der FIP (feline infektiöse Peritonitis = ansteckende Bauchfellentzündung) handelt es sich ebenfalls um eine Viruserkrankung mit bestimmten entarteten Coronaviren der Katze, welche häufig tödlich verläuft. Am meisten sind junge Katzen im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren davon betroffen.

Wenn der Immunschutz der Kolostralmilch nachlässt, sind Welpen einer Reihe von möglichen Infektionskrankheiten ausgesetzt.

Foto: Olya/stock.adobe.com

Parasiten

Neben den Infektionskrankheiten spielen Parasiten eine weitere Rolle bei unseren Welpen, vor allem Würmer (Spulwürmer und Hakenwürmer) und Giardien. Die Welpen können sich bereits in der Gebärmutter mit Würmern infizieren oder später über die Muttermilch. Weshalb die Entwurmung der Mutterhündin genauso wichtig ist wie die der Welpen. Da man diese nicht ausreichend gegen eine Infektion mit Würmern schützen kann, sollte man die Welpen ab der zweiten Lebenswoche mit einem geeigneten Präparat regelmässig entwurmen.

Die Giardiose ist die häufigste Infektion mit Parasiten. Giardien sind sogenannte Einzeller und verursachen immer wieder auftretende Durchfälle, aber nicht jeder infizierte Welpe oder auch erwachsene Hund zeigt Symptome. Mit einem bestimmten Test kann man den Erreger im Kot nachweisen und entsprechend behandeln.

Verdauungsstörungen

Die am häufigsten auftretende Verdauungsstörung ist Durchfall. Es kann zum einen ernährungsbedingte und/oder infektiöse Ursachen haben, warum ein Welpe Durchfall hat. Zugefütterte Saugwelpen können ernährungsbedingte Durchfälle entwickeln oder es kann bei der Umstellung von Muttermilch auf feste Nahrung zu Durchfall kommen, da der Magen-/Darmtrakt sich an die neue Nahrung erst gewöhnen muss. Infektiöse Ursachen gibt es viele, welche entweder durch Bakterien, Viren oder Parasiten verursacht werden und bereits beschrieben worden sind.

Eine weitere Ursache kann das toxische Milch­syndrom sein, welches in der Regel zwischen dem dritten und 14. Lebenstag auftritt. Dabei gelangen giftige Abfallstoffe in die Muttermilch, welche Symptome wie Unruhe, Schreien, aufgeblähte Bäuche und Durchfälle bei den Welpen verursachen. Dies passiert z. B. infolge eines Nachgeburtsverhaltens des Muttertiers. Die Welpen müssten in diesem Fall, bis die Mutter wieder gesund ist, zugefüttert werden und dürfen keine Muttermilch erhalten.

Krankheiten trächtiger Tiere und rund um die Geburt

Eine der am häufigsten auftretenden Komplikationen während und nach der Trächtigkeit ist ein Abfall des Kalziumspiegels im Blut, was auch in der Fachsprache als sogenannte Hypokalzämie oder das Krankheitsbild der Eklampsie bezeichnet wird. Umgangssprachlich spricht man häufig auch vom «Milchfieber». In der Regel kommt dies erst während der Laktationsperiode vor, also nach der Geburt, wenn die Welpen mit Milch versorgt werden. Hier sind meistens kleine Rassen mit sehr viel Muttermilch betroffen. Sollte es schon während der Trächtigkeit vorkommen, wird das Muttertier nicht ausreichend mit diesem Nährstoff über das Futter versorgt. Mögliche Symptome können Unruhe, Hecheln, Muskelkrämpfe oder eine erhöhte Körpertemperatur sein. In jedem Fall sollte der Rat eines Tierarztes befolgt werden und eine entsprechende Zugabe von Kalzium entweder über die Vene mittels einer Infusion und/oder oral in Form eines Nahrungsergänzungsmittels.

Eine andere Komplikation kann bei der Hündin ein «Schwangerschaftsdiabetes» sein. Durch die hormonelle Umstellung während der Trächtigkeit kommt es zu einem Anstieg des Progesterons im Blut. Dieses ist ein Hormon, welches die Trächtigkeit und die Entwicklung der Welpen im Mutterleib reguliert. Progesteron hat eine gegenspielerische Wirkung auf Insulin. Insulin wird benötigt, um ­den Blutzuckerspiegel zu senken. Mit dem Anstieg des Progesterons kann das Insulin den Blutzuckerspiegel nicht mehr ausreichend senken und der Blutzucker ist im Blut demzufolge zu hoch. Rückt die Geburt immer näher, können Komplikationen wie eine Gebärmutterträgheit auftreten, welche zur Folge hat, dass die Welpen nicht ausgeworfen werden können und oft in der Gebärmutter absterben. Ein übelriechender Ausfluss und eine ausbleibende Geburt können darauf hinweisen.

Ein richtiger Notfall ist die sogenannte Dystokie. Darunter versteht man eine mühsame, langsamere und schwere Geburt. In vielen Fällen kann dies eine Gefahr für das Muttertier selbst und die Welpen sein. Ursachen können z. B. sehr kleine oder grosse Würfe sein, übergewichtige Tiere, Erstgebärende, bestimmte Rassen, zu grosse Welpen, frühere Verletzungen des Muttertiers oder sogar Verletzungen der Welpen. Sollte man irgendwelche Hinweise auf eine nicht normal verlaufende Geburt haben, ist dies immer als Notfall anzusehen und es ist ein Tierarzt aufzusuchen, um das Muttertier und die Welpen zu schützen.

Nach der Geburt kann es gelegentlich zu Entzündungen der Gebärmutter kommen, welche unter anderem zu dem bereits erwähnten toxischen Milchsyndrom führen kann. Sehr selten kann sich die Milchleiste entzünden, meistens wegen Verletzungen durch die Welpen.

Rassetypische Erkrankungen

Hunde, die zu den Riesenrassen gehören wie Bernhardiner, Deutsche Doggen, Neufundländer etc. sollten im Welpenalter besonders viel Aufmerksamkeit hinsichtlich des Wachstums geschenkt bekommen. Da kommt der Ausdruck, den Welpen «grosshungern» lassen, nicht von ungefähr. Diese Rassen dürfen nicht zu energiereich und viel gefüttert werden, damit sie möglichst langsam wachsen und nicht übergewichtig werden, da dies den Gelenken langfristig grossen Schaden zufügen kann.

Das andere Extrem sind besonders kleine Hunde­rassen wie Chihuahua, Toypudel, Bichon Frisé etc. und alle «Teacup»-Variationen, welche auch den Qualzuchten zuzuordnen sind. Bei diesen extra mini gezüchteten Rassen kommt es sehr oft zu Kniescheibenproblemen und Organschäden aufgrund des leichten Körpergewichts und der unterentwickelten Körper.

Eine weitere grosse Rolle spielen Gendefekte, mit welchen Welpen geboren werden können. Eine bekannte ist die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, bei der es zu einer Fehlbildung und einem unverschlossenen Gaumen kommt. Züchter sollten auf eine gute Zuchthygiene grossen Wert legen, um Krankheiten zu vermeiden und möglichst gesunde Welpen auf die Welt zu bringen.

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