Hunde-ABC für die ganze Familie

Wer als Familie gemeinsam eine Hundeschule besucht, gewinnt in mehrfacher Hinsicht. Die ganze Familie wird in die Thematik Hund miteinbezogen, jedes Familienmitglied kann seine eigenen Fragen stellen, alle lernen unter fachkundiger Anweisung, wie der Hund artgerecht und nach «Hundeknigge» gehalten und geführt werden soll.

Text: Brigitte Knubel   Titelbild: Halfpoint/stock.adobe.com

Voraussetzung, dass ein Besuch in der Hundeschule sowohl für die Familie wie für den Vierbeiner erfolgreich verläuft, ist einerseits eine gewisse Freude am Lernen. Andererseits soll der Hundetrainer respektive die Hundetrainerin nebst kynologischem Wissen im Idealfall auch über eine methodisch-didaktische Ausbildung verfügen. So kann der «Schulstoff» professionell und auf die zwei- und vierbeinigen Individuen angepasst vermittelt werden.

Entscheidende Rassewahl

Oft beginnt die Beratung bereits bei der Rassewahl. Die hier im Bericht porträtierte Familie Obrist hatte bei der ersten Kontaktaufnahme mit mir bereits eine Rassevorstellung: ein Deutscher Pinscher sollte es sein. Aus der Konstellation Kinderalter, Wohnort, Wesen des Hundes heraus wies ich sie in der Beratung auf weitere Rassen hin. Unter anderem auf den Pudel, den Labradoodle und den Kooijker. Daraufhin recherchierten sie erneut und fanden den passenden Hund. Heute lebt die Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever-Hündin Duva bei ihnen und die Familie sagt: «Duva ist wirklich der ideale Hund für uns. Sie ist immer für ein Spiel zu begeistern und ist ein sehr anschmiegsamer Hund. Andererseits verhält sie sich im Haus aber ruhig und macht keinen Wirbel, wenn gerade mal nichts läuft. Wir sind froh, dass wir uns bei der Auswahl unseres Hundes Zeit gelassen und verschiedene Rassen angeschaut haben. Die Beratung durch die Hundetrainerin war dabei sehr hilfreich. Ganz wichtig ist auch, dass man, wenn man sich für eine Rasse entschieden hat, mehrere Zuchtstätten anschaut. Wir finden, die Chemie zwischen Züchter und zukünftigen Hundebesitzern muss stimmen. Schliesslich wird der Hund in der Babyphase durch seine Erfahrungen in der Zuchtstätte geprägt. Und später kann es auch praktisch sein, wenn man sich mit Fragen an den Züchter wenden kann.»

Freude am gemeinsamen Lernen

Die Familie hat sich für einen privaten Sachkundenachweis (SKN) entschieden, so war ihr genügend Zeit für persönliche Fragen sicher. Zum den üblichen SKN-Unterlagen erhielten sie ein eigens für Kinder abgestimmtes zusätzliches Dossier. Mit weiterem spielerischem Lernmaterial konnten «Alt und Jung» gemeinsam ihr Wissen erproben und erweitern. Dabei war die grosse Vorfreude auf das zukünftige Familienmitglied bei allen zu spüren.
Unsere Langhaarschäferhündin Dhana ist an den Kursen stets mit dabei. An ihr kann ich verschiedene Inhalte erklären oder die Teilnehmenden dürfen direkt an ihr Lernen – zum Beispiel Erste-Hilfe-Griffe. Geduldig lässt sie das über sich ergehen. Später im Hundekurs wird sie einen Teil der Hundeerziehung übernehmen; konsequent, aber fair.

Wichtig vor dem Hundekauf ist auch das Ausarbeiten und Aufstellen von Regeln für Kinder und Hund.
Foto: Ljiljana/stock.adobe.com

Aufstellen von Regeln

Ein weiterer, in meinen Augen sehr wichtiger Teil vor dem Hundekauf ist das Ausarbeiten und Aufstellen der Regeln für Kinder und Hund, in einer für beide passenden und den Gegebenheiten der Familie entsprechenden Form. Ein paar Beispiele:

Kind:

  • Der schlafende Hund darf nie geweckt werden
  • Der essende Hund darf keinesfalls gestört werden
  • Renn- und Hetzspiele sind verboten

Hund:

  • Kinderspielzeuge sind tabu
  • An Menschen hochspringen ist untersagt
  • Kommandos wie «halt» und «nein» sind 100% verbindlich

Zurück zu Duva und ihrer Familie: In der Zwischenzeit hat die aufgeweckte Hündin die Welpenstunden und den Junghundekurs hinter sich, zeigt ein gutes Benehmen und lotet, wie es sich für Junghunde gehört, immer wieder mal ihre Grenzen aus. Demnächst wird ihre Familie mit ihr bei mir den SKN-Praxiskurs absolvieren. Die Familie bestätigt, dass es wichtig ist, innerhalb der Familie Regeln festzulegen, bevor man den Hund zu sich nach Hause holt. Es ist klar, dass mit der wachsenden Erfahrung und der Entwicklung des Hundes die Regeln von Zeit zu Zeit überprüft werden müssen. Aber bezüglich grundsätzlicher Fragen wie «Was darf der Hund bzw. was darf der Hund nicht?», «Wer übernimmt welche Pflichten?», «Welche Befehle gelten wofür?» sollte von Anfang Einigkeit bestehen. Das Zusammenleben mit Duva klappt gut und die Familie kann sich fast nicht mehr vorstellen, wie es ohne sie gewesen ist.

Gut gerüstet in den Hunde-Alltag

Familien, welche sich einen Hund anschaffen, erfahren eine grosse Bereicherung, aber auch einen nicht zu unterschätzenden Aufwand. Denn, wer sich einen Hund hält, ist ihm selbstredend ein artgerechtes Leben schuldig und muss die Verantwortung für ein hochsensibles, soziales Lebewesen in den kommenden 10 bis 15 Jahren ohne Wenn und Aber übernehmen. Dazu gehören Erziehung, täglich genügend Auslauf, regelmässiger Kontakt zu Artgenossen, abwechselnde Beschäftigung. Aber auch Kosten für Futter, Tierarzt, Hundesteuer, Hundekurse, Dogsitter. In Familien bleibt oft der Grossteil der Arbeit an den Eltern hängen, deshalb ist es unabdingbar, dass die Eltern einen Hund auch wirklich wollen und nicht einfach dem Wunsch der Kinder nachgeben.

Das Zeitmanagement muss wohlüberlegt organisiert werden. Sinnvollerweise sucht man vor dem Hundekauf nach einer zuverlässigen privaten «Hundegotte». So hat der Hund bei Abwesenheit der Familie stets einen vertrauten Platz.

Die Familie Obrist zeigt, dass sich eine gründliche Vorbereitung lohnt. Dazu gehören das gemeinsame Evaluieren der geeigneten Rassen, des Züchters und der Hundeschule ebenso wie das Vorbereiten der Kinder, das Lesen von Fachliteratur sowie das Überprüfen der eigenen Bedürfnisse. Von den Obrists war denn auch keiner von den ersten intensiven Wochen mit dem Welpen überrascht – alle waren top vorbereitet. Der Zeitaufwand der seriösen Vorbereitung lohnt sich auch für den Hund. Das neue Familienmitglied trifft klare Strukturen an und findet sich dadurch rascher in der neuen Umgebung zurecht.

Die Beratung ist bei jeder Familie anders und fordert mich immer wieder aufs Neue heraus. Oft darf ich von erprobten Familienbeispielen profitieren und diese den nächsten Kunden als Tipp weitergeben.

Auf Lernspaziergängen, im Hundetraining oder an einem Plauschparcours tauschen Halterinnen und Halter wiederum ihre gemeinsamen Erfahrungen aus. Dabei sehen sie auch immer wieder, wie unterschiedlich die Hunde, auch innerhalb einer Rasse, sein können. Das heisst für Hundehaltende: Man wird den Vierbeinern nur gerecht, wenn wir sie in ihrer gesamten Persönlichkeit erfassen und die dafür geeigneten (ausnahmslos tiergerechten!) Methoden anwenden. Aber auch, dass die Methode der Halterin respektive dem Halter entsprechen muss. Die geeigneten Erziehungsmethoden und Regeln für jedes einzelne Hund-Mensch-Team zu eruieren, ist wiederum die Aufgabe von uns Trainerinnen und Trainern.

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